Am Ende der Spielzeit 1980/81 trennte sich die Eishockeyabteilung des TSV Straubing vom Stammverein und trat fortan als EHC Straubing in der zweiten Bundesliga an. Doch nicht nur organisatorisch, sondern auch sportlich folgte eine Zäsur, denn die Stars der vergangenen Jahre – Bob und Robin Laycock – waren in die erste Liga zum EV Landshut gewechselt. In der Saison 1981/82 gelang es nur knapp, die Liga in den Relegationsspielen zu halten. Die folgende Spielzeit wurde gänzlich zum Desaster. Obwohl EHC-Vorstand Rolf Wimmer die halbe Mannschaft ausgetauscht und ein teures Starensemble verpflichtet hatte, kam das Team nie richtig in Schwung. Am Ende spielte der EHC vor nur noch 300 Zuschauern. Obwohl der Klassenerhalt geschafft wurde, musste der Verein aus finanziellen Gründen in der Bayernliga einen Neuanfang starten.
Nur wenige Spieler der Zweitligamannschaft blieben in Straubing. Nachwuchsstars wie Georg Franz und Peter Zankl verließen den Verein, ebenso Achim Sipmeier, Christian Vogl, Wolfgang Gruber und Mike Wehrmann. Auch Günter Lupzig hätte Angebote gehabt, doch er blieb Straubing treu. Mit Lupzig blieben auch sein Bruder Peter und die erfahrenen Ingo Widmann, Bohumil Kratochvil, Hans Czieslik und Rolf Holzapfel. Darüber hinaus wurde die Mannschaft mit Nachwuchsspielern aufgefüllt und von Jiri Wabnegger trainiert. Am Ende schaffte man mit nur einer einzigen Saisonniederlage und einem Torverhältnis von 181:56 (wovon allein Günter Lupzig 54 erzielte) souverän den Aufstieg in die Regionalliga.
Doch schon zum nächsten Saisonbeginn stand das Unternehmen unter keinem guten Stern. Nach nur einer Partie zerstritten sich Trainer Wabnegger und die Mannschaft. Daraufhin wurde Bohumil Kratochvil von Vorstand Gotthard Rolke dazu gedrängt, als Spielertrainer zu übernehmen. Die Aufstiegsrunde wurde erreicht. Doch dort landete man nur auf einem vorletzten Platz. Nach einer Massenschlägerei im Spiel gegen Reichersbeuren hatte man aufgrund von Verletzungen und Sperren in den folgenden Partien nur noch eine Rumpfmannschaft zur Verfügung. Unter Trainer Michael Mauer unternahm der EHC Straubing dann einen erneuten Versuch, ins sportliche Rampenlicht zurückzukehren – und es gelang: Straubing wurde nach zwei Siegen gegen Westfalen Dortmund Deutscher Regionalligameister und stieg 1987 in die Oberliga Süd auf. Maßgeblich daran beteiligt waren neben dem „ewigen“ Günter Lupzig, der mit bärenstarken 110 Punkten (der beste Wert seiner Karriere) Topscorer wurde, zwei Kanadier: Mike Dobberthien und Jim Dokter. Die beiden 21- bzw. 22-jährigen Stürmer aus Calgary kamen auf Vermittlung der Laycock-Brüder und hatten mit 66 bzw. 48 Toren maßgeblichen Anteil am Aufstieg – und das, obwohl sie aufgrund von Passschwierigkeiten erst ab Dezember eingesetzt werden durften. „Wir waren außer Dokter und Dobberthien lauter Straubinger und es war eine unwahrscheinlich erfolgreiche Zeit“, so der Kapitän der Meistermannschaft, Harry Doyle.
Der Start in die Oberliga war holprig. Straubing setzte sich im Tabellenkeller fest und nach 16 Niederlagen in Folge musste Trainer Mauer gehen. Die Hauptrunde beendete Straubing als Vorletzter. In der Abstiegsrunde sicherte sich der EHC aber dann unter dem neuen Trainer Richard Neubauer souverän den Klassenerhalt. Es folgte eine weitere Krisensaison 1988/89. Grund dafür waren nicht zuletzt zahlreiche schwere Verletzungen von Spielern. Als im letzten Saisondrittel das Geld knapp wurde, verließ Trainer Neubauer den Verein, während die Spieler auf einen Teil ihres Gehalts verzichteten. Das Training übernahmen bis Saisonende Günter Lupzig und Torhüter-Routinier Hans Hutterer. Am Ende war Straubing zwar sportlich abgestiegen, konnte aber „am grünen Tisch“ die Liga halten.
Im Sommer 1989 fand in Straubing die Landesgartenschau statt, weshalb die Eisaufbereitung erst Ende September begann. Zur Vorbereitung musste die Mannschaft Eiszeiten in Ingolstadt und Amberg buchen (teilweise erst um Mitternacht) und die ersten Saisonspiele wurden auch allesamt auswärts ausgetragen. Entsprechend schwierig fand der EHC in die Saison, die bis auf wenige Lichtblicke enttäuschend verlief. Ausgerechnet in den Entscheidungsspielen gegen den Deggendorfer EC zog Straubing den Kürzeren und musste in die Regionalliga Süd absteigen. Natürlich wurde der sofortige Wiederaufstieg in die Oberliga angepeilt, den man aber knapp verfehlte.
Im folgenden Jahr lotste Stürmerstar Mike Alexander seinen alten Kumpel Doug Kirton in den Gäuboden. Kirton sollte in den kommenden Jahren zum Leitwolf und Publikumsliebling werden und an seiner Seite blühte auch Alexander auf. Auch in den folgenden Jahren gehörte Doug stets zu den Topscorern des Teams, war aber zumeist auch Strafbankkönig. Das Tor hütete der 23-jährige Lehramtsstudent Christian Merkle aus Landsberg, der der Hintermannschaft die nötige Sicherheit gab und mit Alexander und Kirton zwei Jahre lang in einer WG in Ittling zusammenwohnte. Straubing wurde in der Saison 1991/92 souverän Deutscher Regionalligameister und stieg in die Oberliga auf. Während der Saison beendete allerdings der 34-jährige Günter Lupzig von einem Tag auf den anderen seine lange Karriere: „Ich bin durch ständige Verletzungen leistungsmäßig immer mehr zurückgefallen. Entscheidend war aber, dass ich einfach mit Trainer Vladimir Dzurilla nicht zurechtgekommen bin.“
In der ersten Oberliga-Saison stießen mit Oliver Vöst, Vaclav Mandous und Achim Sipmeier erfahrene Profis zum Team und am Ende verfehlte der EHC um einen Punkt die Aufstiegsrunde. 1993 folgte auf Mike Alexander Edward, genannt „Eddie“, Zawatzky als Sturmpartner Kirtons, mit dem er eines der erfolgreichsten Sturmduos der Oberliga Süd bildete. Kirton und Zawatsky ergänzten sich perfekt: Auf der einen Seite der kleine, schnelle Techniker Eddie, auf der anderen Seite der bullige Kämpfer Doug, der für seinen Sturmpartner die Räume schuf, damit dieser als Torjäger glänzen konnte. Immer wieder musste Kirton Zawatzky mit vollem Körpereinsatz verteidigen, wenn er von gegnerischen Verteidigern unfair angegangen wurde. Mitunter brannten ihm bei allem Einsatz jedoch auch die Sicherungen durch – etwa 1993 bei einem Spiel gegen den EV Weiden, bei dem Doug, als vermeintlicher Auslöser und „Wiederholungstäter“, gleich für sechs Spiele gesperrt wurde. Im Bewusstsein, der Mannschaft durch seinen Ausraster geschadet und die angestrebte Teilnahme an der Meisterrunde in Gefahr gebracht zu haben, suchte Kirton sofort selbst nach einem Ersatz und erinnerte sich dabei an seinen alten Teamgefährten Guy Gadowsky, der gerade mit seiner Familie Urlaub in Europa machte, bevor er zu seinem Engagement bei einem niederländischen Verein antrat. Gadowsky blieb nur vier Spiele, schlug aber mit sechs Toren und sechs Vorlagen ein wie eine Bombe. Gerne hätte man ihn auch in Straubing behalten, aber sein Vertrag bei den Tilburg Trappers war bereits unterschrieben. Am Ende der Saison 1993/1994 gelang dem EHC Straubing der Aufstieg in die Oberliga.
Zur Saison 1994/95 lief der EHC erstmals als „Die Tiger“ auf und auch die Liga bekam einen neuen Namen: Aus der Oberliga wurde nun die 1. Liga Süd.
Während der laufenden Saison mussten die „Tiger“ plötzlich einen Wechsel im Tor vornehmen. Christian Merkle hatte im Sommer 1994 sein Lehramtsstudium abgeschlossen und musste im Februar 1995 das Referendariat antreten. Als Ersatz konnte kurzfristig Peter Zankl gewonnen werden, der nach vielen Jahren zu seinem Heimatclub zurückkehrte. Das Highlight der Saison war ein 7:3-Erfolg über den alten Rivalen Deggendorf, bei dem das Stadion erstmals nach 17 Jahren wieder mit 6000 Zuschauern ausverkauft war. Mit dem Sieg verdrängte Straubing den Dauerkonkurrenten noch auf den 9. Platz und damit aus den Playoff-Rängen. Allerdings schied Straubing dann schon in der ersten Playoff-Runde gegen Bad Nauheim aus.
In der folgenden Saison, in der aus der 1. Liga Süd die Hacker-Pschorr-Liga wurde, verlief der Saisonbeginn eher mäßig, aber am Ende erreichte der EHC doch noch die Meisterrunde. Der Höhepunkt der Saison war sicherlich der bei vielen Fans noch unvergessene 5:3-Auswärtssieg im Playoff-Krimi über den amtierenden DEB-Vizemeister und haushohen Favoriten Timmendorfer Strand.
1996/97 war es mit den Feierstunden am Pulverturm jedoch erstmal vorbei. Denn nach einer rundum verkorksten Saison stieg Straubing in die 2. Liga Süd ab und konnte nur knapp eine Insolvenz vermeiden. Bereits zu Saisonbeginn mussten die Straubinger Eigengewächse Christian Heitzer, Rainer Schuster und Christian Penzkofer den Verein verlassen. Nach neun Niederlagen und Platz 15 in der Hacker-Pschorr-Liga war auch für Trainer Don Depoe Schluss und sogar Stadion- und Pressesprecher Peter Schnettler musste gehen, weil ihm von EHC-Vorstand Artur Christmann zu schlechte Berichterstattung über den Verein vorgeworfen wurde.
Als der Verein wieder in die 2. Liga Süd absteigen musste, ergriff Doug Kirton die Gelegenheit, in der DEL zu spielen. Nach 282 Spielen für den EHC Straubing mit 281 Toren und 332 Vorlagen (529 Strafminuten) wechselte er 1997 zu den Frankfurt Lions, was ihm angesichts der einmaligen Chance auch kaum jemand in Straubing verübelte.
Seit einigen Jahren erinnert im Stadion am Pulverturm ein Banner mit der Nummer 11 an den früheren Leitwolf.
Dr. Markus Retzer