Parker Tuomie war Teil eines historischen Erlebnisses: Seit 70 Jahren hat die Deutsche Nationalmannschaft erstmalig wieder eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft geholt.
Parker, nochmals herzlichen Glückwunsch. Wir haben dich ja beim Vorbereitungsspiel in Deggendorf getroffen und dich gefragt, was dein Ziel ist für die kommende Zeit ist. Du hast gesagt, du wünschst dir, zur WM reisen zu dürfen. Das ist nun passiert.
Erzähl mal, wie war es für dich im finalen Kader für die WM zu sein und wie hast du davon erfahren?
Die letzte Woche der Vorbereitung haben wir in München verbracht. Am Tag vor dem Testspiel gegen die USA kam Harold Kreis dann auf mich zu und hat mir gesagt, dass ich die Partie nicht absolvieren werde, aber ich im finalen Kader für die WM bin. Das war natürlich erstmal die größte Ehre für mich – wahrscheinlich in meiner ganzen bisherigen Karriere.
Die Gruppenphase hat dann etwas schwieriger begonnen. Was habt ihr als Team gemacht, um den Weg zum Erfolg zu finden?
Wir wussten als Mannschaft immer, dass wir auch in den ersten Spielen gutes Eishockey gespielt haben. Alle Partien waren eng und gegen solche Top-Nationen mit nur 1-Tor-Unterschied zu verlieren, ist natürlich erstmal bitter, aber wir wussten, dass wir als Team zusammenhalten müssen. Wir konnten viel Mut aus diesen Spielen schöpfen und die folgenden Duelle dann auch gewinnen.
Gab es auch Teambuilding-Maßnahmen, um als Gruppe zusammenzufinden?
Ja, wir haben als Team generell sehr viel unternommen und uns alle super verstanden. Wir sind in der freien Zeit öfter mal Kaffeetrinken oder Essen gegangen – das gehört einfach dazu, um sich auch als Mannschaft zu finden. Aber wir hatten zum Beispiel auch einen Tag, an dem wir mit dem Coaching-Staff etwas unternommen haben, das war auch sehr wichtig für das Klima. Außerdem hatten wir ein bestimmtes Ritual, das Moritz Seider eingeführt hat. Am Abend vor jedem Spiel sind Mo Seider, Mo Müller und ich in einen eiskalten See gesprungen und mit der Zeit haben dann auch die anderen Jungs mitgemacht. Das war cool!
Für Harry Kreis war es die erste Weltmeisterschaft als Bundestrainer. Wie hat die Zusammenarbeit mit ihm funktioniert?
Harry war wirklich super – das würde auch jeder im Team so unterschreiben. Er hat einen überragenden Job gemacht und hat der Mannschaft viel Verantwortung überlassen. Es war schon etwas Besonderes, so einen ruhigen und erfahrenen Trainer hinter der Bande zu haben. Harry hat in allen Momenten Ruhe ausgestrahlt und das war sehr wichtig für uns.
Ihr habt die Gruppenphase dann erfolgreich überstanden. Hat man da etwas geändert?
Hinsichtlich der Trainings- und Spielweise haben wir nichts geändert. Aber mental hat sich bei uns allen nochmal was getan, nachdem wir das letzte Spiel gegen Frankreich und dann auch das Viertelfinale gegen die Schweiz gewonnen haben. Wir haben aus diesen Siegen sehr viel Selbstbewusstsein gewonnen.
Dein Lieblingsmoment bei der WM?
Es gab wirklich viele schöne Momente, aber der Overtime-Sieg gegen die USA war das größte Highlight für mich. Da wussten wir nämlich, dass uns eine Medaille sicher ist. Auch wie wir das Spiel gewonnen haben, war besonders: Wir haben den Ausgleich erst ziemlich spät erzielt und dann hat uns Freddy Tiffels in der Overtime ins Halbfinale geschossen.
Wie stolz wart ihr, mit der Silbermedaille heimzufahren? Habt ihr ausgiebig gefeiert?
Der Stolz kam eigentlich erst, als wir in Deutschland gelandet sind. Wir mussten die Niederlage schon erst verkraften. Wir haben als Mannschaft natürlich fest dran geglaubt, dass wir auch die Goldmedaille holen können – dann ist so eine Niederlage einfach bitter. Aber: Als wir dann in Deutschland gelandet sind, hat der Stolz auf jeden Fall eingesetzt.
Wie war der Empfang in München?
Der Empfang am Flughafen in München war total besonders. Es waren so viele Fans vor Ort, sogar Fans aus Straubing. Auch meine Tante und meine kleine Cousine haben mich überrascht. Das hats auch nochmal schöner gemacht. Da haben wir echt gesehen, dass wir wieder total viele Menschen für unseren Sport begeistern konnten, war echt eine richtig coole Sache.
Gab es einige prominente Gratulanten?
Ja, mehrere Politiker haben uns gratuliert und auch von Bastian Schweinsteiger habe ich einen Tweet gesehen. Gerade jetzt, wo wir wieder in Deutschland sind, realisiert man die Gratulationen erst. Es ist einfach schön, wie sich das ganze Land für uns begeistert.
Vielen Dank für Deine Zeit, Parker!