Nick Mattinen über seine Zeit in Österreich, den Wechsel nach Europa und seine Zukunftspläne. Mit 24 Jahren bereits aus Nordamerika nach Europa zu wechseln, ist für einen Eishockeyspieler nicht unbedingt gewöhnlich. Nick Mattinen hat dies im Vorjahr gemacht und steht nun mit 25 Jahren in seinem ersten Jahr für die Straubing Tigers in der PENNY DEL auf dem Eis.
Bleibt die Frage, warum jemand, der in der OHL, einer der drei Top-Nachwuchsligen in Nordamerika, durchaus zu überzeugen wusste, und immerhin in der sechsten Runde von den ruhmreichen Toronto Maple Leafs gedraftet wurde, seinen ersten Profivertrag ausgerechnet in Europa unterschreibt. „Eine gute Frage“, lacht der Verteidiger. Und eine, auf die es keine ganz einfache Antwort gibt. „Es war ein Mix aus sehr vielen Gründen. Zunächst einmal ging ich nach der Juniorenzeit noch auf die Uni, dann kam auch die Coronazeit. Und auch wenn ich nach meiner letzten Unisaison noch acht Spiele in der AHL bestritten habe, so war es eine Kombination aus allem, weshalb für mich Europa als richtige Lösung erschien.“ Und um ein Haar wäre Mattinen bereits im Sommer 2022 in Straubing gelandet. Kontakt gab es bereits, wie auch Trainer Tom Pokel in einem Interview mit der Dolomitenzeitung anlässlich des Turniers in Bozen bestätigte. Am Ende hängte dann aber Brandon Manning doch noch ein Jahr dran und Mattinen ging erst einmal zum Villacher SV in die österreichisch-multinationale Ice League. Und das mit Erfolg. Mattinen wurde zu einem herausragenden Verteidiger der Liga, kam in der Hauptrunde auf 12 Tore und 42 Punkte (punktbester Verteidiger der gesamten Liga) und wies auch die formidable Plus-Minus-Statistik von +37 auf. Auch in den CHL-Spielen gegen die Straubing Tigers war Mattinen – trotz der beiden Villacher Niederlagen – einer der auffälligsten Spieler. Kein Wunder, dass der Kontakt zwischen Jason Dunham und dem Kanadier nie eingeschlafen ist und sich die Tigers entsprechend bereits im Herbst 2022 die Dienste des Rechtsschützen für die Saison 2023/24 gesichert haben.
Über das Jahr in Villach ist Mattinen aber mehr als froh. „Ganz ehrlich – ohne diese Erfahrung könnte ich nicht so in der PENNY DEL spielen. Es war genau der richtige Start in Europa für mich. Ich habe mich an das Spiel in Europa angepasst und war jetzt bereit für den nächsten Schritt nach oben. Denn die PENNY DEL ist schon ein Stück stärker, härter und eine größere Herausforderung. Dank der Saison in Villach bin ich nun dafür bereit.“ Auch auf das Leben in Europa konnte sich Mattinen im beschaulichen und überschaubaren Villach im Herzen Kärntens gut einstellen. Straubing ist da ähnlich strukturiert. „Ich mag das. Alles ist sehr übersichtlich, gut und schnell erreichbar. Ich bin der Typ für diese Art von Städten“, sagt der 25-Jährige, der selbst in der kanadischen Hauptstadt Ottawa geboren wurde. Diese ist aber im Gegensatz zu Metropolen wie Toronto, Montreal oder Vancouver selbst eher beschaulich und bei weitem keine Millionenstadt.
Und so hat sich Mattinen in den ersten Wochen in Deutschland auch bereits bestens eingelebt. Auch sportlich. „Man braucht einfach die Vorbereitungszeit, weil es hier schon ein anderes System ist, als in Villach“, sagt Nick. So würden in der PENNY DEL allgemein und bei den Straubing Tigers im speziellen die Verteidiger mehr Verantwortung und Aufgaben haben. „Man muss mehr skaten. Man schaltet sich mehr in den Angriff mit ein“, beschreibt dies Mattinen. Er selbst bietet dabei ein ziemliches Gesamtpaket: Gut im Skating, stark in der Spieleröffnung, im Powerplay, mit einem gefährlichen Schuss ausgestattet, aber gleichzeitig auch körperlich und zweikampfstark. Seine Daten im Scoring, in der Plus-Minus-Statistik wie auch Körpergröße (197 cm) und Gewicht (102 Kilo) sprechen hier eine klare Sprache. „Aber als Verteidiger geht es für mich in erster Linie darum, defensiv solide zu stehen und in der eigenen Zone meine Arbeit zu verrichten.“
Beendet ist die Entwicklung von Mattinen mit 25 Jahren sicher noch nicht. „Er wird seinen Weg in Europa machen. Da bin ich mir sicher“, betonte sein letztjähriger Villacher Trainer Rob Daum bereits am Anfang der letzten Spielzeit. Und vielleicht gelingt ja auch über den Umweg Europa noch der Sprung in die NHL. Auch da wäre Nick Mattinen nicht das erste Beispiel. Doch darüber hört man ihn nicht viel reden. „Das ist wirklich etwas, das nicht in meinem Kopf ist“, sagt er zum Beispiel – und unterscheidet sich damit von vielen nordamerikanischen Spielern. „Ich will erst einmal hier meinen Weg machen. Ich bin glücklich, jetzt hier in Straubing zu sein und ich will mit diesem Team Erfolg haben. Über alles andere mache ich mir keine Gedanken. Nicht über die NHL und auch nicht, welche Ligen in Europa vielleicht künftig sonst noch in Frage kommen könnten.“
Wir wünschen Nick Mattinen alles Gute für die Spielzeit 2023/24.
Autor: Tobi Welck
