Spieler im Fokus: Marcel Brandt im Interview

Montag, 29. Januar 2024
29.01.2024

Marcel Brandt ist eine der Identifikationsfiguren im Straubinger Eishockey. Neben seiner Profi-Karriere engagiert sich der Nationalverteidiger auch sehr für den Nachwuchs. Im Interview mit der POWERPLAY-Redaktion blickt der gebürtige Niederbayer auf seine bisherige Karriere zurück und wagt einen Ausblick Richtung Playoffs.

Servus Marcel, Du spielst aktuell Deine zwölfte DEL-Saison, neun davon hast Du in Straubing miterlebt. Es gab viele Höhepunkte in dieser Zeit – aber auch Rückschläge. Welche Momente sind Dir bislang besonders in Erinnerung geblieben?

Immer in meiner Erinnerung bleiben wird mein allererstes DEL-Spiel für die Straubing Tigers in Mannheim in der Saison 2012/13. Zu den Rückschlägen zählt leider die Saison 2017/18, als ich in Düsseldorf viel Zeit auf der Bank verbringen musste und nicht so viel Eiszeit bekommen habe. Als Konsequenz bin ich in die zweite Liga zurückgegangen – was sich im Nachhinein als richtiger Schritt erwiesen hat. Unfassbar war die zweimalige Qualifikation für die Champions Hockey League mit Straubing und die Teilnahme daran. Sowohl die Auswärtsspiele, bei denen uns so viele Fans begleitet haben, als natürlich auch die Heimspiele haben viele unvergessliche Momente geboten, die ich nicht missen möchte.

Die Ausrichtung der Mannschaft ist heuer sehr viel defensiver geprägt als noch letzte Saison. Was hat sich für Dich und Deine Spielweise dadurch geändert?

Für mich selbst hat sich eigentlich nichts geändert. Ich hatte nur nach der Verletzung Probleme, zu meinem Spiel zurückzufinden, aber nach und nach hat das immer besser funktioniert. Wir haben gute Stürmer dazubekommen, die gut nach hinten arbeiten und trotzdem Tore schießen können – das macht es einfacher.

Du hast es gerade schon angesprochen: Verletzungsbedingt warst Du längere Zeit zum Zuschauen verdammt. Wie hart war es für Dich, nicht eingreifen zu können? Und wie schwer war das Comeback für Dich?

Das war sehr schwierig für mich. Ich hatte bis dato noch keine langwierige Verletzung – und hoffe auch, dass ich zukünftig davon verschont bleibe, toi toi toi. Es war hart, der Mannschaft in dieser Zeit nicht helfen zu können. Die Jungs haben ohne mich einen super Job abgeliefert, viele Spiele gewonnen und Punkte geholt … umso schwieriger war es, in eine funktionierende Mannschaft zurückzukommen. Aber nach einer gewissen Anlaufphase ging es dann wieder in die richtige Richtung für mich.

Eure Devise ist es, das Spiel einfach zu halten – aber gerade das ist manchmal besonders schwer, oder?

Wenn man sich oben in der Tabelle festgesetzt hat, ist man der Gejagte und muss nicht mehr selbst jagen. Das ist ein Stück weit ein Problem, das wir auch immer wieder in der Kabine thematisieren. Bisweilen versucht man dann nämlich, zu zaubern und macht Sachen, die man sonst nicht macht – und wird dann vielleicht mit Gegentoren bestraft. Wenn wir uns dagegen an unser Spiel halten, dann funktioniert das auch, dann sind wir schwer zu schlagen. Aber auch ein schwaches Drittel kann uns die Punkte kosten.

Schön langsam kommen die Playoffs in Sichtweite … Was denkst Du steckt heuer in der Mannschaft?

Die direkte Qualifikation für die Playoffs ist meiner Meinung nach Pflicht für uns. Auch den Heimvorteil wollen wir uns natürlich sichern; das ist auf jeden Fall drin, wenn wir konzentriert weiter arbeiten, Schritt für Schritt. Dann wollen wir endlich wieder mal das Viertelfinale überstehen – und ab dem Halbfinale ist dann sowieso alles möglich.

Als 1. Vorstand beim EHC Straubing bist Du ein wichtiges Bindeglied zwischen den Straubing Tigers und dem EHC Straubing als deren Stammverein. Welche Synergieeffekte gibt es aus Deiner Sicht? Und was wäre noch wünschenswert in diese Richtung?

Das läuft ziemlich gut: Verschiedene Spieler unserer Mannschaft stehen immer wieder mit dem Nachwuchs auf dem Eis, allen voran Cody Lampl und Benni Kohl. Die Kinder freuen sich jedes Mal enorm, wenn ihre Vorbilder da sind. Auch bei der Laufschule sind die Profis Anziehungspunkt Nummer eins. Die Gesellschafter der Straubing Tigers stehen hinter dem EHC und schaffen gute Bedingungen für uns.

Und wie läuft’s mit Deiner Stiftung „MB Sport – Schmiedet Helden von morgen“?

Heuer konnte ich mich dem zwar zeitlich bedingt nur etwas weniger widmen als noch im Vorjahr, da ich mich mehr um das Projekt EHC kümmere. Trotzdem läuft das: Wir bekommen immer wieder Spenden, die wir dann weiterverteilen können. Allgemein ist jede Hilfe willkommen. Wer sich mit einbringen möchte, kann sich gern an mich wenden, beispielsweise über meine Website marcel-brandt.de.

Ist die Nationalmannschaft noch ein Thema für Dich? Oder bist Du mittlerweile ganz froh, stattdessen mehr Zeit zur Regeneration zu haben?

Eigentlich geht es mir weniger um die Regeneration, als viel mehr um Zeit mit meiner Familie. Ich trainiere ja im Sommer sehr viel mehr als im Winter, wodurch auch viel Zeit gebunden ist. In den letzten beiden Jahren war ich auch jeweils angeschlagen … aber wenn der Anruf kommt, bin ich bereit!

Stichwort Familie: Zu eurer Familie gehört auch ein neuer Hund, wie auf einem TikTok-Video der Straubing Tigers zu sehen ist …

Hundebesitzer bin ich tatsächlich schon seit 15 Jahren. Vor dreieinhalb Monaten ist unser ältester Hund gestorben. Wir haben noch eine ältere Hundedame, acht Jahre alt – da wir ihr Wesen rechtzeitig weitergeben wollten, haben wir uns jetzt wieder einen kleinen Hund geholt. Für meine Kids ist das auch sehr wichtig.

Wenn Du über den Stadtplatz in Straubing gehst: Wie lange brauchst Du dafür, wie oft wirst Du aufgehalten?

Eigentlich passiert das eher selten, die Fans respektieren meine Privatsphäre. Auch wenn das natürlich dazugehört, dass man ab und zu angesprochen wird.

Vielen Dank für das Gespräch, Marcel. Alles Gute für Dich persönlich und viel Erfolg mit der Mannschaft!

Interview: Florian Stögmüller

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