Philipp Dietl im Interview zur U20-WM

Mittwoch, 17. Januar 2024
17.01.2024

Straubings dritter Torhüter Philipp Dietl nahm zusammen mit Linus Brandl vom 26. Dezember bis 5. Januar an der U20-WM im schwedischen Göteborg teil und hinterließ vor allem beim überraschenden 4:3-Sieg gegen Finnland einen nachhaltigen Eindruck. Der gebürtige Bogener spielte in der Saison 2016/17 in der Schülerbundesliga für die Hannover Indians und wechselte anschließend zum EV Landshut. Seit 2021 steht der talentierte Torhüter im Kader der Straubing Tigers. Gleich im ersten Spiel für die Gäubodenstädter konnte er einen Shutout feiern. Seitdem kommt Philipp überwiegend beim Förderlizenzpartner EV Landshut zum Einsatz und sammelt dort Erfahrungen. Dem Powerplay-Magazin erzählte der 19-Jährige von der Weltmeisterschaft sowie seiner Zeit beim niederbayerischen Nachbarverein. 

Philipp, welche Erfahrungen nimmst du von der Junioren-WM mit?

Die Spiele waren auf einem so brutal hohen Niveau, wie ich es noch nie in meiner Karriere hatte. Wir haben gegen Topspieler, teilweise NHL-Drafts, gespielt. Ich habe unheimlich viel gelernt.

Mit dem 4:3-Sieg gegen Finnland – dem ersten überhaupt gegen ein finnisches Junioren-Team – habt ihr gleich in eurem ersten Spiel für eine Sensation gesorgt…

Wir hatten einen absoluten Sahnetag. Wir wussten, dass es sehr gut laufen muss, um gegen so eine Topmannschaft zu bestehen. Die Mannschaft hat eine brutale Mentalität und einen unglaublichen Kampfgeist gezeigt und ist als verschworene Einheit aufgetreten. So haben wir schließlich die Sensation geschafft.

Und du bist sogar als Spieler des Spiels ausgezeichnet worden…

Das war eine wahnsinnige Ehre. Es hat mich sehr gefreut und ich nehme das auch gerne mit. Aber in dieser Partie hätte jeder die Trophäe verdient gehabt. Der kleine Pokal in Form eines Pucks mit dem Logo der WM ist eine schöne Erinnerung an die Zeit in Göteborg. Ich suche daheim noch einen besonderen Platz dafür.

Wie war die Stimmung im Team?

Wir waren eine brutal gute Truppe – wie eine Familie. Der Zusammenhalt war viel besser als in den Jahren zuvor. Wir haben super zusammengehalten und es gab diesmal keinerlei Auseinandersetzungen. Wir waren ja auch über Weihnachten und Silvester unter uns und hatten eine unheimlich gute Zeit. Es wäre mit diesem tollen Team so viel mehr drin gewesen, wenn wir das Spiel gegen Lettland nicht vergeigt hätten…

Was hat gegen Lettland, Schweden und Kanada nicht gepasst?

Nach dem Highlight am Anfang gegen Finnland hatten wir schon einen Höhenflug. Es war schwer, nach dem überraschenden Sieg auf dem Boden zu bleiben. Vor allem gegen Lettland sind wir einfach zu locker in das Spiel reingegangen. Die hatten zuvor alle Spiele verloren und noch kein einziges Tor geschossen. Da haben sich alle gedacht: `Das wird eine g´mahde Wies´n.´ Dafür sind wir eiskalt bestraft worden. Wir haben allesamt keine gute Leistung gezeigt.

Wie hast du dich mit deinem Torwartkollegen Matthias Bittner aus Krefeld verstanden?

 „Matze kenne ich schon ewig lange. Mit dem habe ich mich immer schon super verstanden. Bei der WM durften wir leider nicht in ein Zimmer, um uns bei einer Krankheit nicht gegenseitig anzustecken. Wir haben uns zu Höchstleistungen getrieben, waren aber immer fair zueinander. Jeder hat dem anderen alles gegönnt und das ist ein gutes Gefühl, so jemanden hinter sich zu haben.

Hattet ihr auch Kontakt zu den anderen Nationalteams?

Es waren zwar auch andere Teams im selben Hotel, aber wir sind die ganze Zeit unter uns geblieben.

Hattet ihr Zeit und Möglichkeit, Göteborg anzuschauen?

Wir hatten ein schönes Hotel mit einem wahnsinnigen Ausblick. Mit den Jungs war ich immer wieder einmal zum Kaffeetrinken in der Stadt und wir haben uns Göteborg angeschaut. Auch das Stadion Scandinavium macht schon was her…

Mit dem Sieg gegen Norwegen in der Relegation habt ihr den Abstieg aus der Top-Division vermieden und für ein versöhnliches Turnierende gesorgt…

Ja, aber der Druck war schon brutal. Jeder wusste, wie viel bei einem Sieg gegen Lettland möglich gewesen wäre, und wir waren alle total frustriert. Gegen Norwegen hatten wir außerdem schon in der Vorbereitung verloren. Die spielen körperlich extrem hart und fahren jeden Check zu Ende. Uns war allen klar, dass dieses Alles-oder-nichts-Spiel ein brutaler Kampf wird. Die Freude und Erleichterung, als wir es geschafft hatten, war riesengroß.

Welche Rückmeldung hast du vom Trainerteam um Tobias Abstreiter bekommen?

Das Abschlussgespräch wird in einigen Tagen erst telefonisch erfolgen. Aber ich hatte ein gutes Verhältnis zu den Trainern. Das Team hinter dem Team war super. Und ich glaube, dass mein Eindruck wohl nicht so schlecht war.

Zurück zum Liga-Alltag. Du hast bisher kein Spiel für die Straubing Tigers bestritten, sondern warst beim Förderlizenzpartner EV Landshut in der DEL2 eingesetzt. Wie ist die Saison dort bislang gelaufen?

Die wenigen Spiele, die ich gemacht habe, sind ganz gut gelaufen, aber ich bin halt leider nicht so oft zum Zug gekommen. Der Club hat kurz vor Saisonbeginn noch in einer Last-Minute-Verpflichtung den amtierenden Meistergoalie aus Ravensburg, Jonas Langmann, geholt. 

Wie bekommst du trotzdem Spielpraxis? 

Als 19-Jähriger kann ich noch bei der U20 spielen und bin für die DNL-Mannschaft gemeldet. Der Plan war zwar ein anderer, aber ich muss nehmen, was ich kriege. Ich muss geduldig bleiben, weiter hart arbeiten und auf meine nächste Chance hoffen.

Im Frühjahr 2023 wurdest du in Landshut mit dem Alois-Schloder-Pokal für den vorbildlichsten Nachwuchsspieler ausgezeichnet. Was hat dir das bedeutet?

Sehr viel! Die Auszeichnung hat ja nicht nur mit dem Sportlichen zu tun, sondern auch, wie du dich neben dem Eis verhältst. Ich gebe mir Mühe und will das Beste für die Mannschaft. Ich will, dass es jedem gut geht. Es ist schön, dass so ein guter Charakter belohnt wird.

Wie eng ist der Kontakt zu den Straubing Tigers?

Die Verantwortlichen der Straubing Tigers melden sich oft bei mir, vor allem der Torwarttrainer Manuel Litterbach. Ich bin zwar nicht so oft in Straubing, aber wenn ich da bin, empfängt mich das Team immer mit offenen Armen. Ich fühle mich sofort zugehörig.

Wie siehst du den bisherigen Saisonverlauf der Straubing Tigers?

Hammergeil, wie es läuft! Die Jungs haben wieder eine super Truppe mit ganz viel Potenzial. Da ist heuer viel drin! Ich bin sehr stolz, auch ein kleiner Teil davon zu sein.

Welche Ziele hast du selbst in dieser Saison und darüber hinaus?

Ich will so viel Spielpraxis wie nur möglich sammeln – egal wo. Ich will jeden Tag ein Prozent besser werden und das Beste aus der Situation machen. Mein Ziel generell hat sich nicht geändert: Ich falle nächstes Jahr aus dem U20-Alter raus und danach möchte ich voll und ganz den Sprung in den Profibereich schaffen und in meinem Team eine wichtige Rolle spielen.

Dr. Markus Retzer

Bildrechte: DEB / Marceline Amlow

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