Powerplay | Saison 2019/20 | Ausgabe 1
Interview mit Tom Pokel kleineren Teams in der DEL zutrifft. Aber das Schwert schneidet immer in beide Richtungen. Unser Kader passt. Sicher, wenn wir viele Ver- letzungen haben, könnte es dünn werden. Aber wenn man zu viele Spieler hat, dann kann das auch problematisch werden.Wie gesagt, ich sehe insgesamt mehr Tiefe in unserem Team. Und Ver- letzungen sind sicher für viele Teams in der Liga ein entscheidender Faktor, wenn es um den Erfolg geht.“ In der vergangenen Saison kam man ja ganz gut durch – ehe es dann ausgerechnet in der ent- scheidenden Saisonphase knüppeldick kam. Das war sicher auch ein Faktor für das schnelle Aus in der 1. Playoff-Runde. Wie oft haben Sie im Som- mer an dieses Saisonende gedacht? Pokel: „Man denkt schon immer wieder dar- an und es war auch lange in meinem Kopf. Die Stimmung war da wechselnd: Mal war ich stolz auf das Erreichte. Denn der Schritt, den wir in der letzten Saison gemacht haben, war gewaltig. Mal war ich aber auch sauer, mal enttäuscht. Wir ha- ben auf jeden Fall noch einen Job zu erledigen und das wollen wir in dieser Saison machen. Wir haben ein unerledigtes Geschäft, das wir fertig machen wollen.“ Was bedeutet das für Sie? Pokel: „Wir wollen mehr.“ Wie definieren sie dieses ‚mehr‘? Pokel: „Zunächst einmal: Wir müssen immer noch in unserem Kopf haben, dass wir ein kleiner Verein sind. Die anderen Teams, die hinter uns in der Tabelle gestanden sind, haben reagiert und sich deutlich verstärkt. Genauso, wie wir das im Vorjahr gemacht haben. Aber wir setzen uns in- tern natürlich Ziele. Ich möchte jedoch ganz klar betonen: Ziele sind Ziele und keine Erwartungen. Keiner soll und darf Erwartungen haben, wie bei den Großclubs, die dementsprechend mehr Mit- tel zur Verfügung haben. Aber wir sind hungrig auf mehr. In allererster Linie wollen wir unter die Top Ten kommen. Aber im letzten Jahr war uns das mit dem Ende nicht genug. Wir wollen da mehr. Trotzdem noch einmal: Ziele sind nicht gleichzusetzen mit Erwartungen.“ Zum Erreichen von Zielen und Erwartungen sol- len auch die Neuzugänge beitragen.Wie sind Sie bisher mit denen zufrieden? Pokel: „Ich bin wirklich sehr zufrieden. Travis Turnbull ist topfit, bringt ein körperliches Element vor dem Tor mit. Wir spielen ein komplett ande- res System als Iserlohn im letzten Jahr, da musste er sich erst einfinden. Aber die Torquote in der Vorbereitung hat ja gezeigt, dass das bereits sehr gut funktioniert. Chase Balisy ist genau der Center, den wir wollten. Von ihm bin ich vielleicht am meisten überzeugt. Er ist intelligent, denkt das Spiel, hat ein gutes Auge, verteilt die Schei- be sehr gut und übernimmt auch defensiv und in Über- und Unterzahl Verantwortung. Zudem gewinnt er die Zweikämpfe mit dem Kopf, ist eine Arbeitsbiene, ein Teamplayer und außerdem auch noch schnell. Tim Brunnhuber wächst und wächst und wächst. Er hat ein sehr gutes Spiel- verständnis und lernt sehr schnell. Marco Baßler war ja letztes Jahr in der Vorbereitung schon im Training mit dabei und man sieht in diesem Jahr , welch großen Sprung er im letzten Jahr gemacht hat. Das Jahr in Landshut jetzt in der DEL2, wo er wohl die Hauptzeit verbringen wird, wird ihm sicher gut tun und wenn er dann noch einmal so einen Sprung macht, dann können wir uns alle auf ihn im nächsten Jahr freuen. Denn man sieht sein Potenzial. Ein bisschen erinnert er mich an einen rechtshändigen Stefan Loibl. Und Benedikt Kohl ist ein solider und sehr beweglicher Verteidi- ger, der die Erwartungen erfüllt und ein wichtiger Eckpfeiler in unserem Konzept ist.“ Sie haben auch die jungen Spieler angesprochen. Sieht man sich den Kader an, dann tummeln sich dort bei den Tigers mittlerweile eine Vielzahl deutscher Spieler, nicht wenige davon aktuelle oder ehemalige Nationalspieler. Und auch in Sa- chen Nachwuchsspieler muss man sich absolut nicht verstecken - ganz im Gegenteil. Haben Sie nicht auch das Gefühl, dass das in der öffentli- chen Diskussion oder in den Medien viel zu häu- fig untergeht? Pokel: „Das weiß ich nicht und das geht mich auch nichts an. Was viel wichtiger und entschei- dend ist: In der Eishockey-Szene, bei Spielern, Managern, Agenten, hat sich das längst herum- gesprochen und haben wir einen sehr guten Ruf diesbezüglich. Wir fahren die deutsche Schiene und das hat sich dort längst herumgesprochen. Das ist für uns das Wichtigste.“ Die Liga scheint in diesem Jahr so ausgeglichen wie nie zuvor. Von Platz fünf bis 14 scheint in jeder Kombination fast alles möglich zu sein. Sehen Sie das ähnlich? Pokel: „Ja, das ist auf jeden Fall so. Momentan wollen 14 Clubs am Ende unter die ersten Sechs kommen und das scheint auch für jeden möglich. Deshalb habe ich ja vorhin gesagt: Wir haben Ziele, aber wir müssen realistisch bleiben, denn Ziele haben die anderen auch.“ Zeigt sich das auch in den guten Leistungen der deutschen Teams in der Champions Hockey League? Haben Sie die Ergebnisse überrascht? Pokel: „Nein, überrascht bin ich davon nicht. Die DEL ist schon immer eine starke Liga - das war auch in der Vergangenheit schon so. Aber früher hat die CHL auch noch ein bisschen früher be- gonnen und die Teams sahen das eher als einen Teil der Vorbereitung und haben dem nicht die Bedeutung beigemessen wie heute. Das hat sich mittlerweile geändert. Heute wird viel Wert dar- auf gelegt und das zeigt sich dann auch in den Leistungen. Die Qualität war immer schon vor- handen.“ Die Saison startet mit vier Heimspielen an den ersten drei Wochenenden. In Kombination mit einem eingespielten Kader weckt das natürlich Erwartungen bei den Fans. Pokel: „Das ist die Gefahr, dass man denkt, man hat gute Voraussetzungen und dann läuft das von alleine. Aber so ist das nicht, dass hat man ja auch schon in der Vorbereitung gesehen. Wir müssen hart arbeiten, um einen erfolgreichen Start zu haben.“ 15 Ausgabe 1 | Saison 2019/20 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers
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