Powerplay | Saison 2019/20 | Ausgabe 2

Interview Heidi Lachner Als eifrige Stadionbesucherin ist die immer fröhliche Apothekerin für die Fans am Pulver- turm keine Unbekannte, als Inhaberin der Ein- horn-, Löwen- und Storchen-Apotheke kann man sie darüber hinaus auch als erfolgreiche Geschäftsfrau bezeichnen. Zu ihren 56 Mitar- beitern gehören neben Apothekern und Apothe- kerinnen auch PTA´s, PKA´s, Krankenschwestern und Fahrer. Neben Vollzeit- und Teilzeitkräften sucht die sympathische Chefin immer auch Aus- zubildende und bietet Praktika in vielen Berei- chen an. Seit 1462 gibt es die Einhorn-Apotheke in Straubing. Damals noch als „Obere Stadtapo- theke zum Einhorn“ durch Willibald Moll be- trieben. Zur selben Zeit existierte damals auch die „Untere Stadtapotheke zum Löwen“, die heutige Löwen-Apotheke. Tierbeinamen, wie bei DEL-Clubs, waren gang und gäbe, doch woher kommen die? Heidi Lacher meint dazu: „Ganz genau kann man das nicht mehr sagen. Viele alte Apotheken heißen Löwen-Apotheke und das Einhorn ist ein altes alchemistisches Zei- chen für Quecksilber, denn früher war man eher Chemiker. Darum hat es viele solcher Beinamen gegeben.“ Vorbesitzer gab es einige, der bekannteste war sicher Simon Höller. Er hat die Apotheke 1632 im Alter von 31 Jahren für 1.340 Gulden ge- kauft. Das wären heute wohl rund 70.000 Euro. Auch wenn das zu seiner Zeit eine ordentliche Summe war, heute kommt man damit nicht sehr weit. „Das war damals sicher eine Wahn- sinns-Summe, aber heute reicht das längst nicht. Alleine unser Warenlager hat einen Wert Heidi Lachner – Leidenschaft und Überzeugung von 500.000 Euro. Und dann kommen noch Sa- chen wie die EDV und Ähnliches dazu.“ lässt Heidi Lacher wissen. Die beiden Häuser in Straubing haben einige Jahre auf dem Buckel. Beim Gedanken an alte Häuser denkt man unweigerlich an Reste der Vorgänger, vielleicht Erinnerungsstücke oder Dachbodenfunde. „Wertvolle Funde haben wir nicht gemacht. Alte Mörser,Waagen oder Mess- löffel haben wir einige, aber einen großartigen Wert hat nichts. Allerdings steht die alte Apo- thekeneinrichtung der Einhorn-Apotheke im Apothekenmuseum in Heidelberg. Sie ist aktuell aber nicht ausgestellt, weil sie restauriert wer- den muss. Es sind noch diverse Lackschichten drauf, aber die grüne Urfarbe findet man noch“, erzählt Heidi Lachner. Wer auf der Website der Apotheken schmökert, findet Hinweise auf die über 550-jährige Tra- dition und dass sich daraus eine Verpflichtung ergibt. Die Vollblutapothekerin beschreibt es so: „Es ist eine positive Verpflichtung. Ich will, dass es die Apotheken auch nach 600 und mehr Jah- ren noch gibt und zwar an diesen Standorten, die seit Gründung unverändert sind. Wir wollen und müssen zukunftsfähig sein, wollen aber auch die Tradition bewahren. Ich glaube nicht, dass die Zukunft die Packerl-Versorgung ist. Ich glaube, dass wir individueller werden müssen. Wir machen auch Steril- und Individualzube- reitung, auf den Patienten zugeschnitten. Zum Beispiel: Schwedenbitter stellen wir nach der Urrezeptur von Hildegard von Bingen her.“ Seit der Spielzeit 15/16 ist die Einhorn-Apothe- ke Arzneimittelpartner der Straubing Tigers.Was das genau ist, erklärt die Apothekerin so: „Das ist relativ vielschichtig. Wenn ein Spieler mit einem Rezept kommt, checken wir erst mal ab, ob das Medikament auf der NADA-Liste steht und prüfen, ob es für Leistungssportler geeignet ist. Hier ist unser Personal geschult und die Kas- sen- und EDV-Systeme entsprechend vorberei- tet. Wir liefern die Verbandsstoffe und Sportta- pes. Wir beraten bei Nahrungsmittelergänzung. Ich bin auch schon mal während des Spieles in die Apotheke rauf und habe spontan ein Anti- biotikum an die Kabine geliefert.“ Dabei ist die Zusammenarbeit mit den Straubing Tigers fast etwas zufällig entstanden. „Seit Ende der Sai- son 13/14 sind wir im Sponsoring aktiv. Es gab bei den Medikamenten und Verbandsmitteln ein Vakuum, weil die Versorgung nicht optimal war. Da kam die Anfrage und so hat sich das eigentlich ergeben. Unser Vorteil war vielleicht, dass wir die Qualifikationen schon hatten. Neben dem Sponsoring präsentiert die Ein- horn-Apotheke auch den Spieler des Monats. Auch hier stand der Zufall Pate. „Die Auszeich- nung gab es ja schon in anderer Form. Der Platz wurde frei und Gaby Sennebogen meinte, ob das nichts für uns wäre.Wollten wir sofort, aber in veränderter Form. Wir wollten den Gewin- ner und den Spieler zusammenbringen. Auch wenn das auf dem Eis nur kurz ist, ist das für die Gewinner ein Event. Die stehen vor Spielen- de schon hinter der Bande und wenn sie dann das Trikot und die Unterschrift bekommen, dann muss man denen nur einmal in die Augen schauen. Ich maile ihnen dann auch ein Foto davon zu. Das ist eine bleibende Erinnerung und das finde ich toll.“ Heidi Lachner ist dem Straubinger Eishockey aber schon viel länger Verbunden. Ihr Werde- gang ist „klassisch“, lacht Heidi Lachner, „mit 15 bin ich zum ersten Mal im Stadion gewesen und dann hat es mich nicht mehr losgelassen. Heute ist es sowas wie ein Familienausflug. Das ist für uns die gesetzte Auszeit.“ Im ganzen Ge- spräch merkt man, dass es für Heidi Lachner um mehr als simple Werbung geht. „Ja,“ strahlt die Apothekerin „ich mag den Sport, die Mann- schaft, die Verantwortlichen, das Management. Es ist nicht selbstverständlich in Straubing, DEL-Eishockey zu sehen. Wir machen das aus Überzeugung und Leidenschaft. Wir wollen, dass es weiter geht und darum unterstützen wir mit Geld und Wissen. Es ist Überzeugung, aber natürlich auch eine Präsenzfrage. Bei 18 Apotheken in Straubing muss man sich positio- nieren.“ Das dürfte Heidi Lachner bestens ge- lungen sein. Simone Frank 45 Ausgabe 2 | Saison 2019/20 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers

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