Powerplay | Saison 2019/20 | Ausgabe 3
Besuch Fanclubs aus Mannheim Die regelmäßige Teilnahme an den Heim- spielen der eigenen Mannschaft ist für die Mehrheit der Eishockeyfans eine Selbstver- ständlichkeit. Einen besonderen Reiz haben allerdings Auswärtsfahrten. Wieso aber neh- men Fans teilweise hunderte von Kilometern auf sich, nur um die Mannschaft zu sehen, die man ohnehin jedes Mal im heimischen Stadion antrifft, anstatt sich das Spiel ge- mütlich von Zuhause aus auf der Couch an- zusehen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir am 11. Spieltag der Deutschen Eishockey Liga beim Topspiel zwischen dem Tabellenzweiten und Tabellendritten mit Patrik Löffel, dem Fanbeauftragten der Ad- ler Mannheim, gesprochen. Sein erstes Aus- wärtsspiel besuchte „Löffel“, wie er von allen genannt wird, im Alter von nur 13 Jahren – seitdem ist er nicht nur bei jedem Heimspiel mit von der Partie, sondern in der Regel auch auf den meisten Auswärtsfahrten. Diese spezielle Anreise nahm für den 34-Jäh- rigen eine Zeit von ca. 3 Stunden und zwan- zig Minuten (drei Pausen miteingeschlossen) in Anspruch. Als generellen Reiz an Auswärtsfahrten sieht er die bessere Stimmung, denn es ist noch einmal etwas anderes, als kleinere Gruppe das eigene Team gegen ein ganzes „gegne- risches“ Stadion anzufeuern. Beim Thema Stimmungsvergleich zwischen dem Eisstadi- on am Pulverturm mit einer Kapazität von ca. 5800 Plätzen mit der SAP-Arena, welche eine Menge von bis zu 14.000 Plätzen fasst, sieht Der amtierende Deutsche Meister zu Besuch in Straubing er eine relative Ausgeglichenheit. Verhältnis- mäßig allerdings seien kleine Stadien einen Tick lauter, da trotz der geringeren Menge an Fans das Stadion besser ausgefüllt werde. Besonders gefällt ihm an Straubing eben dieses Stadion, das noch zu den älteren ge- hört. Die neuen Arenen fände er ein wenig „gewöhnungsbedürftig“. Außer dem Eis- stadion allerdings sähe er meist nicht viel von der Stadt. Obwohl er bereits einige Male von dem berühmten Christkindlmarkt in der Gäubodenstadt gehört habe, habe sich die Möglichkeit, diesen zu besuchen, bis dato noch nicht angeboten. Dies allerdings wolle er sobald wie möglich nachholen. Den Unterschied im Charakter der Fans zwi- schen den beiden Mannschaften sähe er darin, dass man augenblicklich merke, wie bedeutend die Tradition hier in Niederbayern sei. Trotz der Tatsache, dass Mannheim eben- falls sehr traditionslastig sei, falle in Strau- bing sofort der große Stolz der ganzen Stadt auf ihre Mannschaft auf. Generell seien aber auch die Menschen in Straubing besonders freundlich und zeichnen sich durch eine sehr offene und sympathische Art aus. Auch wenn sich Patrik Löffel nicht vom Eisstadion am Pulverturm als sein Lieb- lingsstadion überzeugen ließ, da er selbstver- ständlich an die SAP-Arena zuhause gewöhnt sei, bestätigt er dennoch erneut eine Vorliebe für besonders die alten Stadien und darunter natürlich auch das in Straubing. In seinem Amt als Fanbeauftragter besteht seine Rolle allerdings nicht nur aus dem Be- such von Spielen als Freizeitbeschäftigung, diese sind häufig mit einem beträchtlichen Stück Arbeit bezüglich der Organisation etc. verbunden. Hierbei unterscheidet sich die Koordination einer größeren Menge an Fans von der einer kleineren Masse dadurch, dass der Verwaltungsaufwand deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt. Durch die Absprachen mit den vielen verschiedenen Fanclubs ist es aufwändiger, ein Fanprojekt durchzuführen oder eine Aktion zu planen. Die Abschlussfrage, in welchem Stadion das Bier am besten schmecke, beantwortet Löffel lachend mit „Natürlich hier in Straubing!“, allerdings nicht ohne einen Verweis auf das in Mannheim: Auch bei ihm zuhause gäbe es gutes Bier, nur das spezielle, das im Heim- stadion verkauft wird, sei nicht nach seinem Geschmack. Des Weiteren stimmten ihm die mitgereis- ten Mannheimer Fans in vielen Punkten zu. Eine weit verbreitete Meinung ist die bessere Atmosphäre in kleineren Hallen. Straubing gilt flächendeckend als „urig bayrisch, so, wie man sich Bayern eben vorstellt“. Weit verbreitet ist ebenso die Ansicht, dass sich der Charakter der Fans – bis auf den auffal- lend hohen Stellenwert der Tradition – kaum unterscheidet. Viele sahen kein Problem dar- in, sich statt in den Gästeblock, in die Strau- binger Kurve zu stellen, da die Fankultur im Eishockey ohnehin als generell friedlich zu beurteilen ist. Und um die anfangs gestellte Frage endgül- tig mit dem Zitat eines mitgereisten Mann- heimer Fans zu beantworten: „Warum Aus- wärtsspiele? Ich bin Eishockeyfan durch und durch und da nehme ich jedes Spiel mit, das ich kriegen kann.“ Simone Frank 34 Straubing Tigers | Clubmagazin POWERPLAY | Saison 2019/20 | Ausgabe 3
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