Powerplay | Saison 2019/20 | Ausgabe 4
Dominic Lonscher ist mit 44 Jahren ein Jahr jünger als Billy Trew und gehörte zu den letz- ten, die beim Abschiedsspiel in einer der Kabi- nen zu finden waren. Er grinste: „Ich bin froh, dass das unfallfrei vorbeigegangen ist, ich mich nicht blamiert habe und dass wir zum Abend beitragen konnten.“ Mit Eishockey hatte der Aufstiegs-Goalie zur 2. Bundesliga nicht mehr viel zu tun: „Wie oft ich die letzten zwölf Jahre die Ausrüstung angehabt habe, kann ich an einer Hand abzählen. Ich spiele in keiner Mannschaft mehr, auch nicht zum Spaß.“ Doch Erinnerungen hatte er natürlich eini- ge. Mit einem Schmunzeln meinte er: „Die Hoogsteens waren damals sauer, dass Billy überhaupt gekommen ist.“ Außerdem wusste er zu berichten: „Billy ist ein erstaunlich guter Kartenspieler. Er hat recht schnell bayerische Kartenspiele wie Watten und Schafkopfen gelernt. Er hat auch immer gute Laune, das kannst du auf den Busfahrten immer brau- chen.“ Eine typische Torwarterinnerung hat Markus Janka. „Das erste, was mir zu Billy einfällt, ist `Fanghand´ – da schießt er meis- tens hin. Zum Ende unserer beiden Karrieren haben wir ja gegeneinander gespielt, er in Re- gensburg – ich in Tölz.“ Vor nicht allzu langer Zeit bekam er unter dem Motto „Servus Yankee“ selbst sein Abschieds- spiel. Über das Turnierformat sagte er: „Sehr gut. Das gibt die Möglichkeit, noch mehr Spieler einzuladen. So eine lange Karriere wie Billy ist ja sowieso der Wahnsinn. So war das eine gute Form und ich denke, es war auch kurzweilig für die Zuschauer.“ Janka freute sich aber nicht nur, Billy wiederzusehen. „Es geht natürlich nicht nur um die Leute, mit denen man in Straubing ge- spielt hat. Irgendwo hat man die meisten Spieler ja mal gesehen oder auch gegen sie gespielt und auch wenn man damals keinen Kontakt hatte, heute kommt man hin und sagt `Ja Servus, du bist doch der und der.´ Das ist das Schöne am Eishockey, man ist einfach eine große Familie.“ Lange überlegen musste „Yankee“ nicht: „Wenn so ein verdienter Spieler einlädt, da stellt man sich nicht die Frage, ob man kommt oder nicht. Da sag ich nur zur Frau: `Heute bin ich nicht zu Hause´“, und lacht. Für Dominic Lonscher war es das erste Mal, dass er bei einer Banner-Zeremonie auf dem Eis war. Mit immer noch verklärtem Blick sagte er: „Ab- solut ergreifend, eine gute Zeremonie. Das war ein Rahmen, den Billy sich verdient hat. Und es war toll organisiert.“ Markus Janka hatte „Gän- sehaut und Pippi“ in den Augen. „Sowas ist mit die größte Ehre, die einem Spieler zu Teil werden kann. Sicher, du gewinnst Titel und Meisterschaf- ten, in welcher Liga auch immer, aber sowas – vor dem Publikum, vor dem man 12 Jahre ge- spielt hat.“ Dass Billy so lange bleibt, glaubte anfangs ohne- hin keiner. Vor allem, wenn man weiß, was die Wochen vorher passiert war. Dominic Lonscher erinnerte sich: „Er ist ja mit der Vorgeschichte aus Grefrath gekommen, dass er die größte Pfeife war, die je aus Nordamerika gekommen ist. Das lag aber daran, dass sich Billy in Grefrath total unwohl gefühlt hatte und er in dem Verein überhaupt nicht zu Recht kam. Dass er tauglich ist und uns weiter hilft, war uns aber ziemlich schnell klar.“ Es war ein Abend, bei dem viele Erinnerungen hochkamen. Markus Janka weiß noch, wie es war, wenn man unterwegs war. „Er hat immer mit den Fingern geschnippt. Es gibt ein Lied von Bruce Springsteen, ‚Dancing in the dark‘. Da sehe ich Billy immer vor mir, wie er schnippt. Egal, wo wir waren, wenn das gespielt wurde, stand er schnippend da.“ Es hatte eigentlich nur gefehlt, dass ‚Dancing in the dark‘ über die Laut- sprecher schallte. Armin Holl-Wagner Dominic Lonscher & Markus Janka 85 Ausgabe 4 | Saison 2019/20 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers
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