Powerplay | Saison 2019/20 | Ausgabe 5

#15 T.J. Mulock Der Theresienplatz ist nicht der Ku‘damm und die Basilika St. Jakob nicht der Kölner Dom – T.J. Mulock hat all das gesehen, war in Berlin und Köln und fühlt sich heute doch wohl in Strau- bing, wo alles eine Nummer kleiner und boden- ständiger ist. „Ein bisschen kann man das vergleichen mit meinem kanadischen Heimatort Langley. Kei- ne Großstadt, aber auch kein Dorf“, sagt der 34-jährige Angreifer. Für ihn ist es sozusagen fast eine Rückkehr zu seinen „deutschen Wur- zeln“. Begonnen hat seine Deutschland-Karriere nämlich so richtig – nach einem kurzen Abste- cher in Ratingen – 2006 in Bad Tölz. „Ja, man kann das schon ein wenig vergleichen: Damals haben alle bayerisch gesprochen und heute auch wieder“, schmunzelt er. „Aber Straubing ist schon ein wenig größer als Bad Tölz, das ge- fällt mir.“ Beim damaligen Oberligisten machte sich Mulock einen Namen – stieg in 2. Bundes- liga auf und wurde dort sogar zum National- spieler. „Uwe Krupp hat mich damals in die Na- tionalmannschaft geholt. Da war ich im ersten Moment schon überrascht.“ Seinen größten Eishockey-Moment erlebte er dann 2010 auch im DEB-Trikot, die Olympischen Spiele in Van- couver. „Das war unglaublich. Vor den Toren meiner Heimat in British Columbia an Olym- pia teilzunehmen – einfach unvergesslich“, schwärmt er noch heute. Zu diesem Zeitpunkt war der gebürtige Kanadier mit deutschem Pass schon DEL-Spieler. Nach der erfolgreichen Zeit in Bad Tölz holten ihn die Eisbären Berlin – damals noch mehr als heute das Nonplusultra im deut- schen Eishockey. Dreimal wurde der Stürmer mit den Hauptstädtern Meister, spielte insgesamt sieben Jahre für die Eisbären. Doch wie kam es überhaupt zum Wechsel nach Deutschland? „Ich spielte zunächst in einer Juniorenliga, die nicht so im Fokus der Scouts stand. Und dann im Jahr des Drafts, als ich in der WHL spielte, hatte ich ein schlechteres Jahr“, erzählt Mulock. So blieb er ungedrafted und es reifte früh der Plan, nach Deutschland zu wech- seln. „Mein Bruder Tyson und ich wussten um die deutschen Wurzeln. Tyson ging schon vor mir nach Deutschland und da bin ich dann 2006 gefolgt.“ Bruder Tyson ist zwei Jahre älter, war zuletzt 2017/18 für Wolfsburg aktiv. In Berlin spielten beide einige Jahre gemeinsam. „Für unseren Vater war das die beste Zeit“, lacht T.J. Mulock. „Als wir gegeneinander gespielt ha- ben, war das für ihn immer etwas schwierig.“ Schwierig wurde es für T.J. Mulock am Ende auch in Berlin. Galt er einst als der beste deut- sche Angreifer der Liga, nutzte sich das Verhält- nis Berlin – Mulock mit der Zeit ab. Der Wechsel nach Köln 2016 sollte neuen Schwung bringen. Aber auch bei den Haien tat sich Mulock schwer. Seine Rolle war mittlerweile eine andere: Aus dem einstigen Top-Torjäger und Scorer wurde ein Zwei-Wege-Stürmer und Unterzahl – und Defensivspezialist. Die Öffentlichkeit in Köln 45 Ausgabe 5 | Saison 2019/20 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers

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