Powerplay | Saison 2019/20 | Ausgabe 6

Als Tigers-Trainer Tom Pokel kurz nach dem Jahreswechsel auf der wöchentlichen Presse- konferenz zu den starken Leistungen seiner Mannschaft gefragt wurde, ließ seine Antwort tief blicken: „Die wichtigsten Akteure derzeit sind in unserer medizinischen Abteilung zu finden. Was sie derzeit leisten müssen, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Ohne sie hätten wir nicht so viele Punkte holen können.“ Der Mann, bei dem die Fäden zusammenlau- fen, ist Mannschaftsarzt Dr. Markus Vogt. Im „Hauptberuf“ Oberarzt in der Klinik für Or- thopädie, Unfall- und Handchirurgie bei Chef- arzt Priv. Doz. Dr. Stefan Grote am Klinikum Straubing. Er ist der Mann, dem die Spieler vertrauen. Und er war in den letzten Wochen stark gefordert. Denn stets waren mehr als eine Hand voll Spieler verletzt. Nicht allein jene, die auf der offiziellen Verletztenliste standen. „Es gibt auch zahlreiche Akteure, die sich trotz Verletzung in den Dienst der Mann- schaft gestellt und gespielt haben“, erklärt Tom Pokel. Dr. Markus Vogt ist der erste Ansprechpartner – für Spieler wie auch die Team-Offiziellen. Egal, ob Heimspiel, Training oder Auswärts- spiel – wann immer etwas passiert, klingelt das Telefon des Teamarztes. Nicht selten holen die Physiotherapeuten des Reha Zen- trums wie Reinhard „Hartl“ Hoffmann, die auch auswärts mit dabei sind, sofort vor Ort eine Meinung des Team-Arztes per Telefon ein. Wobei der bei den Heimspielen zumeist selbst vor Ort ist. „Wirklich immer geht es na- türlich nicht. Da habe ich zwei Ärzte, die mich dann vertreten“, erklärt er. Die Spiele selbst freilich sind nur ein kleiner Teil seiner Tätig- keit. Das meiste spielt sich danach und davor ab. Und zumeist klingelt das Telefon dann am Wochenende oder in der Nacht. So ge- sehen verfügt er über einen 24-Stunden-Job. „Aber das gehört einfach dazu“, sagt er. Da kommt es dann schon vor, dass eine Opera- tion wie bei Stefan Loibls Schlüsselbeinbruch auch mal zu nachtschlafender Zeit nach dem Match durchgeführt wird, Jeff Zatkoff am späten Freitagabend nach dem Auswärtsspiel noch vorstellig wird oder am Silvestertag im Urlaub ein Spieler den Rat des Teamarztes braucht. All das zeigt: Für Dr. Vogt handelt es sich nicht nur um einen Beruf, sondern auch um eine Berufung. Eine, die er schon lange macht. „Eishockey hat mich schon immer fas- ziniert und ich war schon früher als Jugend- licher im Stadion“, sagt er selbst. Beruflich kam er dann als Assistenzarzt 2003/04 zum ersten Mal mit den Tigers in Berührung. Ab der ersten DEL-Saison 2006/07 war er dann als Arzt für das Team verantwortlich. Eine lan- ge Zeit – und genau diese lange Zeit ist heute eines der Erfolgsgeheimnisse. „Man braucht viel Erfahrung. Jede Sportart ist anders. Jeder Spieler ist anders. Und jede Verletzung ist anders. Das, was die Apparate sagen, ist nur eine Wahrheit. Man braucht auch ein psycho- logisches Gespür. Ich verlasse mich außerdem auf die klinische Untersuchung, sprich auf die Hände“, plaudert er aus dem Nähkästchen. Das schafft Vertrauen und zwar auf allen Sei- ten. „Die Spieler müssen dem Arzt vertrauen, wenn sie während des Spiels Probleme ha- ben, aber er sie aufs Eis zurückschickt, weil keine schwere Verletzung vorliegt. Genauso müssen sie und die Verantwortlichen auch das Vertrauen haben, wenn der Doktor je- manden rausnimmt, weil es einfach medizi- nisch nicht vertretbar ist“, sagt Dr. Vogt. Und dieses Vertrauen ist bei den Tigers da. Mana- ger Jason Dunham, der unter Dr. Vogt noch als Spieler von ihm betreut wurde, macht das ganz klar: „Wenn ich mit ihm rede, dann fra- ge ich, was der Spieler hat, wie der Plan ist und wann er wieder zurückkehren kann. Da gibt es auch keine Diskussionen. Und was er sagt, das stimmt.“ Denn es geht um realis- tische Behandlungszeiten und Einschätzun- gen und nicht um das, was ein Spieler oder Team-Verantwortlicher vielleicht gerade hö- ren will. Vier Wochen sind beim Teamarzt vier Wochen – und eben nicht zwei oder sechs. Das schafft das nötige Vertrauen. Und die Spieler halten sich auch daran. „Es ist wirk- lich so, dass 95 Prozent der Spieler ganz ge- nau das umsetzen.“ Mit dem Club und dem Umfeld des Clubs ist auch die medizinische Betreuung in den letzten Jahren gewachsen. „Klar, auch das ist alles professioneller geworden“, sagt Dr. Vogt. Am Klinikum in Straubing können alle notwendigen Leistungen angeboten werden, sind sämtliche Fachabteilungen vorhanden und das sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag - außer im Bereich Zahn- und Augen- medizin. „Ich habe mittlerweile auch ein sehr gutes Netzwerk – intern wie extern. Das ist wichtig, damit jedes Rädchen greifen kann“, macht der Oberarzt deutlich. So gibt es im Bereich Zahn- und Augenmedizin eine Ko- operation mit dem Universitätsklinikum Re- gensburg. Nicht nur bei der Augenverletzung von Kael Mouillerat zu Beginn der Spielzeit hat sich das als ideal erwiesen. Perfekt läuft auch die Zusammenarbeit mit dem Rehazen- trum, wie Dr. Vogt erklärt. „Mein erster An- sprechpartner ist da Peter Kunzmann. Wenn Ein Spieler verletzt sich – was jetzt? 51 Ausgabe 6 | Saison 2019/20 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers

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