Powerplay | Saison 2019/20 | Ausgabe 6
Was ein Goalie unterm Jersey trägt / Teil 2 man gut durchsehen kann, aber ausreichend Schutz hat. Die Stäbe muss man immer wieder kontrollieren, vor allem, wenn man einen Schuss draufbekommen hat. Ist ein Stab verbogen, darf man ihn auch aus Versicherungsgründen nicht zurückbiegen. Denn dabei entstehen Bruchstel- len. Im Idealfall tauscht man das Gitter sofort aus bzw. man wechselt auf einen Ersatzhelm. Jeff und ich haben für den Fall immer einen zweiten Helm und Ersatzgitter dabei.“ Von außen sind die Helme oft Kunstwerke. „Das Design, mit dem man sich auch lange beschäf- tigen kann, sticht natürlich ins Auge. Meistens bekommt man vom Club die Freigabe, die Maske frei zu gestalten, bevorzugt natürlich in Clubfarben. Ich sage immer `ich brauche keine Tattoos, ich kann mich über meinen Helm aus- drücken´.“ Fast ist das Equipment nun komplett, es fehlt nur noch der Schläger. „Auch der ist cus- tom-made. Die Variablen sind hier die Pa- del-Länge, die Gesamtlänge und die Biegung der Schaufel. Da entwickelt man mit der Zeit seinen Favoriten. Den Kompromiss, den man hier finden muss, ist, ob man mehr blocken oder besser passen will. Beim Material gibt es immer noch einige Unterschiede. Bei den Voll-Car- bon-Schlägern war lange das Problem, dass die ziemlich stark vibrieren und das hat das Hand- gelenk sehr belastet. Mittlerweile ist das aber nicht mehr so. Es gibt aber auch in der NHL noch Goalies, die mit einem Holz-Carbon-Schlä- ger spielen. Jeff spielt diese Saison zum ersten Mal einen Voll-Carbon-Schläger.“ Und so unscheinbar sie auch aussehen, bei den Schlägern geht es nochmal ordentlich ins Geld. „Bei den Schlägern ist der Verschleiß deutlich am größten. Da braucht man so um die fünfzehn Stück in einer Saison. Früher, als es noch Holz- schläger gab, habe ich etwa dreißig gebraucht. Im Spiel bekommst du vielleicht dreißig Schüsse drauf, aber in jedem Training sind es ca. fünfhun- dert Schüsse.“ Das erklärt den hohen Verbrauch. Eine Sache haben wir noch. Denn einfach kon- figurieren, kaufen, anziehen und spielen geht natürlich nicht. Die Ausrüstung muss vermessen werden. „Vor der Saison oder wenn neue Tei- le kommen, werden diese offiziell vermessen. Das betrifft die Schienen und die Handschuhe. Es kommt ein Beauftragter der Liga, der ver- misst alles und macht dann sein Zeichen rein. Nur wenn das Zeichen drin ist, darfst du damit am DEL-Spielbetrieb teilnehmen“, erklärt „Bir- dy“ und fährt fort: „Bei der Fanghand wird die Umrandung, also der Umfang, vermessen sowie das Volumen. Dazu wird gemessen, wie weit das Netz nach hinten durchgeht. Bei der Stock- hand wird auch der Umfang gemessen und für die Schienen gibt es eine Schablone. Die müssen da reinpassen.“ Wie bereits mehrfach zu lesen war, geht es bei der Torhüterausrüstung ziemlich ins Geld. Die Kosten liegen im fünfstelligen Bereich. Sebas- tian Vogl meint dazu: „Alles in allem, mit zwei Paar Schienen und zwei Paar Handschuhen, kommt man sicher leicht auf 10.000 Euro. Die vollständigen Kosten werden aber vom Club übernommen.“ Nach diesen zum Teil erstaunlichen Einblicken sehen wir unsere Goalies nun mit etwas ande- ren Augen und hoffen, ihr macht das auch. Armin Holl-Wagner 95 Ausgabe 6 | Saison 2019/20 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers
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