Powerplay | Saison 2020/21 | Ausgabe 1

Flügelspieler.“ Das bringt aber auch neue Anforderungen für die Spieler mit sich. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet es, dass jetzt jeder Spieler die Wege von allen Positionen nicht nur kennen, sondern auch können muss. Für die Spieler selbst ist das aber eigentlich gar nicht so schlimm, wie es sich im ersten Moment vielleicht anhört, trainiert werden müssen die taktischen Mittel in jedem Fall. „Unsere Philosophie ist immer, sofort Druck auf die Scheibe zu bringen. Ob Stürmer, Flügel, Verteidiger, links, rechts – egal.“ Im Training kann man das sogar relativ einfach umsetzten. „Wenn wir von einer Übung drei Wiederholungen machen, beginnt jeder auf einer anderen Position. Wir machen zum Beispiel auch viele Übungen, bei denen der Stürmer an der Blauen Linie ist und als Verteidiger schießen muss.“ In Straubing war diese Art zu spielen eine kleine Revolution, obwohl man es eher als Evolution bezeichnen könnte. Unter Coach Larry Mitchell wurde meist ein 1-3-1 gespielt. Bill Stewart hatte schon einen ähnlichen Ansatz wie Tom Pokel. „Bill spielte Go-Go-Go, das haben wir am Ende meiner ersten Saison auch gespielt. Das lag nicht unbedingt an Bill, dass es bei ihm noch nicht so funktioniert hat, das war einfach ein Umwandlungsprozess. Es war vielleicht ein zu radikaler Wandel. Es braucht einfach Zeit, um von einem 1-3-1- Trap auf unser aktuelles System zu kommen. Wir haben im ersten Jahr nur die Defensive stabilisiert, nach vorne war das aber auch Go-Go-Go. Wir waren eine Kontermannschaft. Darauf haben wir in den letzten Jahren aufgebaut und auch die Offensive verfeinert.“ Nashville, Ottawa, New Jersey Um die Spielzüge, die trainiert werden, einfach und schnell ab- rufen zu können, haben diese auch Namen. Doch wenn sie über- all denselben Namen hätten, wäre das natürlich schon wieder zu einfach „Jeder Trainer hat seine eigenen Namen.“ Ein ehemaliger DEL-Trainer malte auf seine Taktiktafel keine Laufwege, sondern schrieb die Übungen mit ihren internen Bezeichnungen auf. Eine besondere Herausforderung für Neuzugänge. „Auch NHL-Coach Mike Babcock macht das so. Als Neuer stellt man sich einfach in der Reihe an und schaut was die anderen machen.“ Den Namen übernimmt man in der Regel von dem Team oder dem Spieler, mit dem man es im Videostudium den Spielern zeigt und erklärt. Das ist auch ein kleiner psychologischer Trick, denn wenn man eine Sache anhand eines New Jersey-Videos sieht, kann man für sich selbst damit sehr einfach eine gedankliche Brücke bauen. Tom Pokel stuft das aber ab. „Wenn ich zum Beispiel sage `Two on one double reverse´, da wissen die Spieler, was sie machen müssen. Aber bei speziellen Spielkonzepten will ich das lieber er- klären. Allerdings verändern sich meine Erklärungen im Laufe einer Saison. Ich werde dann vielleicht nicht mehr alles aufzeichnen, son- dern nur noch Dinge, auf die wir besonderen Wert legen, die wir anpassen wollen oder die wir vielleicht mehr trainieren müssen. Je länger die Saison dauert, umso mehr geht es um Details.“ Auch hier gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Trainern. „Manche hängen die Übungen, die gemacht werden, vorher im Kabinengang aus - ich mache das nicht. Ich sage die ersten zwei Übungen in der Kabine. Das wird aber auch immer weniger im Lauf der Saison. Irgendwann sage ich nur noch `Weißwasser und Lewandowski´ und alles ist klar. Die wissen dann, wo sie sich hin- stellen sollen.“ Und wie entscheidet man, welche Übungen trainiert werden? Ein fester Plan, den man in der Sommerpause ausarbeitet oder geht es vielleicht um ein Bauchgefühl? „Ausgangspunkt ist das Trainings­ camp. Da haben wir einen speziellen Plan, der wird Punkt für Punkt eingehalten. Von dort aus steuern mich die Spieler in eine gewisse Richtung. In dem Sinn, dass es davon abhängt, was wir am vergangenen Wochenende gespielt haben und wo wir gesehen haben, woran wir arbeiten müssen. Oder aber auch in Bezug auf die kommenden Gegner. Wir haben zum Beispiel während der Saison immer freitags und sonntags, also an den Spieltagen, ein Prescout- Video und am Dienstag die Videos vom vergangenen Wochenende. Da zeigen wir den Spielern dann, was gut war und was nicht so gut war. Danach richtet sich dann das Training.“ Videos werden sowohl von Tom Pokel, als auch von Rob Leask geschnitten und vorbereitet, jedoch nicht aufgeteilt in Stürmer und Verteidiger. „Rob ist mehr der Prescout, da ist er ein Meister. Da hat er im Schnitt drei Spiele vom Gegner, anhand derer werden dann unsere Jungs vorbereitet.“ Videoarbeit ist für die Trainer und Spieler ein großer und wichti- ger Teil ihrer Tätigkeit, doch davon mehr im nächsten Teil unserer Coaches Corner. Armin Holl-Wagner Ausgabe 1 | Saison 2020/21 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers 79 COACHES CORNER

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