Powerplay | Saison 2020/21 | Ausgabe 4
gleichen Anzahl von Schüssen zulassen würde. Das Ergebnis ist eine positive Zahl (besser als der Durchschnitt) oder eine negative Zahl (schlechter als der Durchschnitt). Ein Vorteil der „GSAA“ liegt in der guten Vergleichbarkeit. Ein Torhüter mit einer schlechteren Fangquote, der aber viele Schüsse auf sein Tor bekommt, ist theoretisch besser ein- zustufen als ein Kontrahent, der zwar eine bessere Fangquote aufweist, je- doch weniger Schüssen ausgesetzt war. Die Systematik hinter den Statistiken im Eishockey hat sich in den letzten Jahren stark verändert, da viele neue Werte eingeführt wurden. Im Allge- meinen werden diese als „Advanced Stats“, also fortgeschrittene Statistiken bezeichnet. Hintergrund des Ganzen ist im Wesentlichen eine bessere Vergleichbarkeit der einzelnen Werte. Neben den bereits angesprochen „GSAA“ ist besonders die „Corsi-Zahl“ sehr interessant. Benannt nach dem ehemaligen Torhüter und Torhüter-Trainer Jim Corsi soll sie aufzeigen, ob ein Spieler oder ein Team aktuell über oder unter seinen Verhältnissen spielt. Sie zählt sämtliche Schüsse, also nicht nur die, die aufs Tor gehen, sondern auch die, die geblockt werden, an den Pfosten und die Latte oder gar vorbei gehen. Addiert man sämtliche Schüsse der eigenen Mannschaft und setzt sie ins Verhältnis zu denen des Gegners, erhält man eine Zahl, die die Spielanteile ausdrückt. Ein „Corsi-Wert“ von über 50 gilt dabei als gut. Ein ähnlicher Wert nennt sich „Fenwick“. Die Berechnung ist identisch, nur das diesmal die geblockten Schüsse nicht gezählt werden. Eine weitere Variante ist „Fen- Close“, hierbei werden nur die Schüsse bei engem Spielstand, also Unentschieden oder bei nur einem Tor Differenz gezählt. Bei „Expected Goals (xG)“ wird die Schussqualität mitberück- sichtigt. Dabei werden Schüsse, je nach dem von wo sie ab- gegeben wurden und wie die Situation war, mit verschiedenen Faktoren multipliziert. Die meisten Advanced Stats kann man verwenden, um Vergleiche zwischen den einzelnen Spielern und der ganzen Mannschaft anzustellen. Liegt der „Corsi-Wert“ eines Spielers bei 55,2 Prozent, jener seiner Mannschaft aber nur bei 45,2 Prozent, dann spricht dies klar für den Spieler, denn immer dann, wenn er auf dem Eis steht, werden von seinem Team durchschnittlich mehr Schussversuche generiert als zugelassen. „PDO“ ist ein das ganze Team betreffender Wert und der statis- tische Versuch, in die Zukunft zu blicken. Darum lohnt sich auch hierauf ein genauerer Blick. Die Be- rechnung ergibt sich aus der Addition der Fangquote der Torhüter und der Schussquote der Feldspieler. Da zehn Prozent als durchschnittliche Schuss- quote und 90 Prozent als durchschnitt- liche Fangquote gelten, wird davon ausgegangen, dass sich die „PDO- Zahl“ über einen längeren Zeitraum immer bei rund 100 einpendelt. Ein aktueller „PDO-Wert“ von deutlich über 100 wird also mit einem Höhenflug der Mannschaft gleichgesetzt, ein Wert deutlich unter 100 als Pechsträhne. „PDO“ lässt sich auch für einzelne Spie- ler berechnen. In diesem Fall zählt man nur die Schüsse und die Quoten, bei denen der entsprechende Spieler auf dem Eis stand. Damit soll festgestellt werden, ob die heiße Phase eines Stürmers an der Leistung des gegnerischen Torhüters lag oder ob es wirklich sein eigener Verdienst ist. Inzwischen hat der PDO-Wert auch im Fußball Einzug gehalten. Cheftrainer Tom Pokel ist ein Fan der Advanced Stats, aber wie bei den „norma- len“ Statistiken ist der richti- ge Umgang mit den Zahlen wichtig: „Die Advanced Stats sind hervorragend, wenn man weiß, wie man welche Information für sich nutzen kann. Ich finde die ganzen Analysemethoden, die in den letzten Jahren entwickelt wurden, alle hervorragend. Je mehr, desto besser. Ich möchte aber auch nicht mit Zahlen eingebuddelt werden.“ Armin Holl-Wagner C C Ausgabe 4 | Saison 2020/21 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers 48 IN UND UM DEN PULVERTURM
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