Powerplay | Saison 2020/21 | Ausgabe 5
darüber nach, was nach dem Eishockey sein wird. Die Situation im Sommer hat schon dazu gezwungen, dass man sich mehr Ge- danken macht. Aber ich glaube das Schlimmste am Aufhören im Profisport ist das Drumherum. Das ist eigentlich das, was man von anderen Spielern so mitbekommt, wenn sie aufhören: Die Zeit in der Kabine, der offene Umgang der Spieler untereinander – das ist es, was am meisten fehlt. Bevor wir jetzt zu sehr ans Aufhören denken, wechseln wir das Thema zur aktuellen Situation bei den Straubing Tigers – wobei auch das wohl viel mit dem Kopf zu tun hat… Klar, du musst fit sein und all diese Dinge. Aber ich bin mir sicher, dass die Spiele gerade auch mental gewonnen werden. Und das ist es gerade bei uns – wir sind mental nicht zu 100 Prozent da. Weil Corona eine Rolle spielt, die Familien, die in Übersee sind, die abgesagten CHL-Spiele, die Angst, wie es mit dieser Saison und der Karriere weitergeht? Man kann in diesen Zeiten viele Gründe suchen, warum man nicht zu 100 Prozent da ist. Aber es gibt genauso viele Gründe, warum die Leistung immer bei 100 Prozent sein sollte. Wir sind Profis und professionell zu sein bedeutet, schnell für etwas eine Lösung zu finden. Und das müssen wir tun. Du bist also optimistisch, dass das noch gelingen kann? Wir müssen es schaffen, mit Disziplin an unserer Struktur fest zuhalten – konstant über 60 Minuten. Die Leistung über 60 Minu- ten abzurufen, haben wir bisher zu selten geschafft. Aus welchen Gründen auch immer. Auch die individuelle Fehlerquote ist höher als im Vorjahr. Aber ich weiß, dass bei uns alles da ist, um unter die Top Vier im Süden zu kommen. Wir brauchen dafür mehr Ein- satz, mehr Kampf, mehr Härte. Wir müssen es erzwingen und uns das Selbstvertrauen erarbeiten. Straubing Tigers bedeutet ein hart arbeitendes Team. Und wenn wir das so umsetzen, dann ist es noch nicht zu spät und dann werden wir auch Platz vier noch er- reichen können. Welchen Einfluss hat der immer wieder verschobene Start oder die fehlenden Zuschauer? Es ist schon schwer, immer wieder die Schalter an- und auszu- knipsen. Als im Sommer alle Jungs da waren, waren wir alle richtig heiß. Und dann die CHL-Absage, die Verschiebung der Saison im- mer wieder – das ist nicht einfach und jeder hatte da viel Zeit, sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Wie gesagt, man kann viele Gründe finden. Vielleicht machen sich manche auch zu viel Druck. Viele Spieler haben keine Verträge für die kommende Saison, das ist natürlich auch in den Köpfen. Und klar, die Zuschauer können schon einen Großteil an Extraemotion freisetzen. Ungewöhnlich ist ja vieles in dieser Saison – unter anderem auch der Spielplan. Manchmal geht es mir so, dass ich mir denke: Welcher Tag ist jetzt heute eigentlich? Dienstag, Mittwoch? Ich glaube, viele Leute können das in diesen Corona-Zeiten nachempfinden. Aber ich hatte eigentlich gedacht, dass wir viel mehr Spiele hätten und alles noch viel intensiver durchgetaktet wäre. Aber jetzt ist es so, dass man mal drei Spiele in einer Woche hat und dann spielt man wieder eine ganze Woche gar nicht. Und mal spielt man am Donnerstag und Montag und dann wieder am Freitag und am Sonntag. Das ist schon ein komischer Rhythmus. Tobias Welck Ausgabe 5 | Saison 2020/21 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers 29 SPIELER IM FOKUS
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