Powerplay | Saison 2020/21 | Ausgabe 7

Ausgabe 7 | Saison 2020/21 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers 79 ÜBER DEN TELLERRAND GEBLICKT Vor dem sechsten Spiel wollten ihn Flyers-Ersatztorhüter Chico Resch und Verteidiger Ed Hospodar davon abhalten, woraufhin sich beide Teams auf die Eisfläche begaben und eine der be- kanntesten Massenschlägereien der NHL-Geschichte (zu finden auf YouTube unter dem Suchbegriff „May 14, 1987 Philadelphia Flyers vs Montreal Canadiens Pregame Brawl“) losbrach. Vergleichsweise harmlos, dafür aber umso lauter, geht es bei Benedikt Schopper zu, wie Mitspieler Stephan Daschner verrät: „Vor dem Eröffnungsbully schreit ‚Schoppi‘ immer voll aufs Eis, da reißt es erstmal jeden auf der Bank.“ Er selbst mache sich nicht viel aus Ritualen: „Prinzipiell versuche ich das in Grenzen zu halten, denn man kann sich da ziemlich schnell in etwas hin- einsteigern.“ Doch auch der Verteidiger der Straubing Tigers hat eine nicht ganz alltägliche Form der Spielvorbereitung zu bieten: „Ich putze mir seit mittlerweile ungefähr acht Jahren vor jedem Spiel die Zähne. Ich weiß gar nicht mehr so genau, warum ich das eigentlich mache. Ich glaube, weil ich einmal vor dem Spiel in der Kabine etwas gegessen hatte. Da ich auch Snus benutze und den Belag aber nicht sonderlich gerne mag, habe ich nach dem Zähneputzen einfach ein frischeres Gefühl. Darum habe ich das wahrscheinlich so beibehalten. Wenn man so will, ist das mein Ritual. Das gehört einfach zu meinem norma- len Ablauf dazu, so wie sich andere vor dem Spiel noch die Haare nass machen.“ Überraschenderweise fin- det man in der Straubinger Kabine noch einen weiteren Spieler, der das so macht. Stephan Daschner erzählt: „Bis Corey Tropp kurz nach Saisonbeginn zu uns kam, habe ich nie einen anderen Spieler kennengelernt, der das auch macht. Aber auch er putzt sich vor jedem Spiel die Zähne.“ Einen besonderen Kniff wendete Ex-Straubinger Felix Schütz bei der WM 2017 an: Nachdem er nicht so recht ins Turnier finden wollte und er in den Medien als „eine der größten WM-Enttäuschungen“ betitelt wurde, stellte er kurzerhand seinen Schläger in einen Mülleimer. Kurz darauf war es eben Felix Schütz, der die deutsche Mannschaft 33 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit in die Verlängerung gegen Lett- land rettete. Der Treffer ging als „Garbage-Goal“, also „Müll-Tor“, in die Eis- hockeygeschichte ein und der damalige Nationaltrainer Marco Sturm und Goalie Philipp Grubauer sollen einen ziemlich verdutz- ten Gesichtsausdruck aufgesetzt haben. Grubauer kommentierte später: „Manche Spieler haben komische Rituale.“ Schütz selbst gab zu Protokoll: „Es ist in meiner Karriere immer so, dass ich ein glückliches Händchen habe, wenn es drauf ankommt. Heute schon wieder.“ Abgeschaut hat er sich das während seiner Zeit in Nordamerika. Abschließend resümiert Stephan Daschner, dass er im Grunde genommen eigentlich gar nicht abergläubisch sei, „aber manch- mal denkt man dann schon, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Das ist allgemein schwer zu erklären. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass man an gewissen Dingen festhalten kann, allerdings immer in einem gesunden Maß.“ Armin Holl-Wagner

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