Powerplay | Saison 2021/22 | Ausgabe 3
Playoff-Viertelfinale gegen Regensburg im Einsatz und das war ziemlich lustig. Die Regensburger Fans haben sich immer umgedreht und mit dem Rücken zur Eisfläche hingestellt, wenn Tigo auf das Eis gefahren ist. Als wir in die DEL aufgestiegen sind, haben meine Ex-Freundin und ich uns die Arbeit aufgeteilt: Ich war vor dem Spiel als Tigo auf dem Eis, weil ich besser Schlittschuh fahren kann, und sie war während der Partien neben der Eisfläche in Aktion. Irgendwann war ich dann alleine als Tigo unterwegs. Einen Ersatzmann gibt es zwar immer noch, aber der kommt nur dran, wenn es bei mir gar nicht geht. Vorletzte Saison etwa musste ich wegen einer OP ein paar Wochen aussetzen. Was ist der Reiz an dieser Aufgabe? Ich bin eben eine Rampensau. Als Maskottchen hat man praktisch Narrenfreiheit, macht seine Späße, kann Leu- te ärgern. Ich kann so meinen inneren Clown ausleben. Ich versuche auch zu posen, damit die Leute schöne Fotos machen können. Wenn es nicht so gut läuft bei der Mannschaft, versuche ich das Team anzupeitschen und die Zuschauer zu motivieren. Außerdem kann ich für den guten Zweck etwas bewirken. Ich bin mal an einem Samstagnachmittag mit einer Spendenbüchse über den Stadtplatz marschiert und habe für Hochwasserop- fer gesammelt. Binnen drei Stunden kamen 1400 Euro für die Aktion „Freude durch Helfen“ zusammen. Ohne Kostüm wären die Leute nicht so großzügig gewesen. Der wichtigste Grund ist aber: Mir geht das Herz auf, wenn ich Leuten ein Lachen ins Gesicht zaubern und sie glücklich machen kann. Es ist faszinierend, mit welch unverblümter Freude Kinder sowie Erwachsene auf Tigo reagieren. Es gibt zum Beispiel einen Fan in der Kurve, zu dem komme ich in jedem Spiel, klatsche mit ihm ab und er umarmt mich. Dafür macht man den Spaß! Die DEL fand Deine Auftritte allerdings nicht immer so spaßig. Stichwort: Sarg… Nach dem Foul von Patrick Hager vom EHC Red Bull München gegen Fredrick Eriksson 2019, für das Hager nicht durch den Disziplinarausschuss bestraft wurde, gab es im folgenden Spiel böse Plakate von Seiten der Fans. Das wollte ich auf dem Eis unterstützen und habe einen Grabstein mit der satirischen Botschaft „Die Fairness wird zu Grabe getragen“ über die Eisfläche gezogen. Aber es macht nun einmal einen Unterschied, ob das ein Fan auf den Rängen macht oder jemand auf dem Eis. Die DEL hat direkt reagiert und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, weil so eine Aktion laut deren Regularien verboten ist, was mir bis dahin leider nicht bekannt war. Sonst hätte ich das natürlich nicht gemacht. Es war eine schwierige Zeit für mich, aber letztlich hat der Verein hinter mir ge- standen und hat die Strafe bezahlt. Sehr überrascht hat mich das Presseecho. Selbst in großen Zeitungen von Berlin bis Hamburg, von Frankfurt bis München war vom »Maskottchen-Eklat« die Rede.“ Straubing Tigers www.tigershockey.de | 7 Powerplay Tigo im Fokus
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