Powerplay | Saison 2021/22 | Ausgabe 5

Am 18. November 1967 begann in der Straubinger Eishockey- geschichte mit der Eröffnung des Kunsteisstadions eine neue Zeitrechnung. Josef Krönner spielte noch eine Saison im neuen Stadion, ehe er 1968 nach 18 Jahren seine Karriere beim TSV Straubing beendete. Dem Eishockeysport blieb Krönner, der noch heute mit der Nummer 4 Mitglied beim EHC Straubing ist, verbunden. Dies zeigte sich etwa 1969, als der TSV Straubing in eine existenzgefährdende Krise geriet: Der Schwung nach dem Stadionbau war rasch verflogen. Sportlich lief es schlecht für die Landesligamannschaft, es kamen nur noch wenige hundert Zuschauer und in der Kasse waren lediglich 250 DM, weil versprochene Zuschüsse des Freistaats Bayern und des Landessportverbands für den Stadionbau ausgeblieben waren. Josef Krönner fuhr darauf- hin mit Hans Ebenburger und Erich Hornauer in die Tschecho- slowakei, um einen Star für die Mannschaft zu verpflichten, der die Zuschauer wieder ins Stadion lockte. In Pilsen wurde man sich mit dem mehrfachen tschechoslowakischen Nationalspieler Zdenek Haber einig. Anschließend fuhr die Straubinger Delegation nach Prag, um die erforderliche Erlaub- nis des Ministeriums einzuholen. Spieler ab 33 Jahren durften zwar grundsätzlich ins kapitalistische Ausland wechseln, aber das Ministerium wollte dafür Geld: „Die wollten für Haber 1.000 DM pro Saison sehen“, erzählt Krönner. „Aber wir hatten ja nichts mehr in der Kasse. Wir haben dann trotzdem unter- schrieben und Haber einfach mitgenommen. Zdenek hat in je- dem Spiel sechs bis acht Tore geschossen. Der hat sich hinter dem eigenen Tor die Scheibe geholt, hat alle ausgespielt und das Tor gemacht. Der war eine Sensation und hat alle Mit- spieler mitgerissen. Die Zuschauer sind wieder gekommen, die Kasse stimmte und die 1.000 DM konnten wir auch bezahlen.“ Am Ende der Saison wurde Straubing zwar nur Zweiter der Landesliga, schaffte aber als Nachrücker für den insolventen VER Selb dennoch den Aufstieg in die Regionalliga. Allerdings wurde Habers Aufenthaltsgenehmigung nicht mehr verlängert und er musste zurück in die Tschechoslowakei, wo er später sogar Präsident des tschechoslowakischen Eisho- ckey-Verbandes wurde. Doch vor seinem Abschied empfahl er den Niederbayern seinen alten Freund Jiri Wabnegger als Ersatz, der wiederum den Verteidiger Bohumil Kratochvil mit- brachte. Wabnegger schlug beim TSV Straubing sogleich ein wie eine Bombe, wie sein damaliger Teamkollege Albert Meier (ehemals Albert Christoph) erzählt: „Das war ein Techniker! Da konnte Haber auch nicht hin. Der hat nicht auf sich geschaut, sondern auf seine Nebenspieler. Wie viele Tore er selbst ge- macht hat, war ihm egal, aber seine Nebenleute waren regel- mäßig die besten Torschützen. Der hat dir den Puck richtig aufgelegt.“ Wabnegger spielte überragend. Er war trickreicher Spielgestalter und Torjäger in einem. Technisch und läuferisch war er eine Schau und wurde für seine Bauerntricks gefeiert. Faustkämpfe und Checks waren dagegen nicht seine Welt. Von der Landesliga in die zweite Bundesliga www.tigershockey.de   Straubing Tigers 28 | 80 Jahre Eishockey in Straubing  Powerplay Das Meisterteam 1970

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