Powerplay | Saison 2021/22 | Ausgabe 8
| 53 Straubing Tigers www.tigershockey.de dem Auto weitergefahren.“ Marc ist zum ersten Mal in Straubing und sagt: „Es ge- fällt mir hier sehr. Alle sind sehr nett und helfen. Wir sind sehr gut aufgenommen worden.“ Dabei hilft in jedem Fall auch der Eishockeysport, denn sie haben so- fort Anschluss zu Gleichaltrigen. Marc möchte, wenn es die Situation wieder zulässt, zurück in seine Heimatstadt, Nikita hingegen würde gerne länger in Straubing bleiben. Dabei ist sein Traum hier Eishockey zu spielen. „Ich will hart arbeiten und mich verbessern, die Spra- che lernen und zur Schule gehen.“ Das mit dem Eishockeyspielen ist ein eher kleines Problem, denn beide sind in ihrer Altersklasse im Nationalteam der Ukraine. Schwieriger wird es hingegen mit der Schule, da beide kaum Deutsch und nur wenig Englisch sprechen können. Doch auch hier wird nach Lösungen ge- sucht. Lena-Maria Bredl, ihr Mann, sowie Freunde und Familie helfen nach Kräften. Behördengänge, Schulplatz und so eini- ges mehr sind zu erledigen. Besonders EHC-Trainerin Julia Fomenko, die unter anderem an der Abholung der Jungs in Polen beteiligt war und selbst aus der Ukraine stammt, hat beide schnell in ihr Herz geschlossen. Sobald Sprachbarrie- ren auftreten oder Materielles benötigt wird, hilft sie den beiden, wo sie nur kann. Nebenbei greift sie auch anderen Ge- flüchteten unter die Arme und organisiert Transporte in die ukrainischen Grenzre- gionen. Sie ist um jede Spende dankbar und unter der 01512 1168339 erreich- bar. Spenden können auf dem Gelände des KFZ-Betriebs Wagner abgegeben werden (Albrecht-Dürer-Str. 26, 94315 Straubing). Auch Susi Stettner unterstützt Marc und Nikita und berichtet: „Wir waren schon etwas in der Stadt unterwegs, waren zum Beispiel beim Frisör, beim Eisessen und Schuhe kaufen.“ Eine surreale Welt – eben noch geflüchtet, nun über den Stadtplatz flanieren und Shoppen. Doch genau das brauchen die beiden jetzt, um die Ereignisse und Ursachen der Flucht besser verarbeiten zu können. Nachdem nun auch Marcs Mutter in Straubing ist, fällt es beiden leichter sich in Straubing wohlzufühlen. Das Eishockey spielt dabei natürlich auch einen großen Faktor. So durften die beiden wie zuvor be- schrieben nicht nur den Eröffnungs- bully mit Ben Stadler einwerfen, son- dern auch am Showgame zur zweiten Drittelpause teilnehmen. Lena berichtet: „Am Freitag kam die Anfrage von den Tigers, ob die Jungs den Eröffnungs- bully spielen wollen. Beide waren to- tal begeistert und wollten unbedingt mitmachen.“ Auch der Rest vom Team war sofort bereit. Ben Stadler erzählt: „Das war ziemlich aufregend. So viele Zuschauer machen nervös. Uns war es aber wichtig, ein Zeichen zu setzen.“ Alex Kercs ergänzt: „Ein Pausengame macht man ja eher mit den Jüngeren, aber heute geht es darum zu zeigen, dass es uns egal ist, woher du kommst. Bei uns ist jeder willkommen, wir unter- stützen jeden.“ Neben Nikita Kulikov, Marc Hetman und Ben Stadler spielten Fabio und Timo Kose, Emils Skeltins, Lilly Uhrmann, Igor Chirkov, Jonas Murrer und Maurice Teuschler. Ukrainer, Letten, Russen und Deutsche spielen zusam- men Eishockey, sitzen in derselben Kabine, lachen zusammen, haben Spaß - ein Konglomerat der Nationen. Auch Nikita und Marc sind locker, lustig und gelöst und tun das, was junge Burschen halt so tun. Sie fallen nicht auf und sind mit den Mitspielern in ihrer Eishockey- welt und das ist gut so. Sie zeigen den Mächtigen der Welt, was diese verlernt und vergessen haben. Drop Pucks not Bombs Armin Holl-Wagner Powerplay Hier regiert der EHC!
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Njg5Mg==