Am gestrigen Donnerstag unterhielt sich Moderator Tobias Welck im aktuellen Talk am Pulverturm mit Gaby Sennebogen, der Geschäftsführerin der Straubing Tigers, über die aktuelle Situation und den am 15. Mai startenden Dauerkartenvorverkauf. Hier haben wir die wichtigsten Passagen des Gesprächs noch einmal zusammengefasst:
Alle Clubs aus der DEL und der DEL2 haben einen Antrag auf Kurzarbeitergeld eingereicht, der nur beim EV Landshut und den Straubing Tigers nicht durchgegangen ist. Das erscheint recht seltsam, gibt es in Niederbayern eigene Gesetze?
Ja, diesen Eindruck hatten wir auch. Gleich am 11. März haben wir den Antrag auf das Kurzarbeitergeld gestellt und schon zwei Tage später kam die Ablehnung. Daraufhin haben wir Widerspruch eingelegt und nach 6 Wochen Wartezeit haben wir dann doch die Zusage erhalten. Dies betrifft nicht die Geschäftsstelle, sondern nur die Bereiche, die mit dem Spielbetrieb zusammenhängen, also die Spieler, die Betreuer sowie unseren Fitnesscoach Giovanni Willudda. Durch das Kontaktverbot und die Schließung von Sportplätzen und Fitnessstudios war bis dato ein geregeltes Sommertraining ja nicht möglich. In diesem Zusammenhang haben wir auch am vergangenen Dienstag nun die amtliche Genehmigung bekommen, dass die Spieler ab Montag unter bestimmten Auflagen im für die Allgemeinheit geschlossenen Fitnessstudio FitXpert trainieren können. Da die Trainingseinheiten angeordneter Arbeitszeit entsprechen, wird für diese Zeiträume selbstverständlich auch kein Kurzarbeitergeld abgerechnet.
Wie wurde in den vergangenen Wochen im Hinblick darauf der Kontakt zu den Spielern gehalten?
Die Spieler waren mit unserem Sportlichen Leiter Jason Dunham und unserem Athletiktrainer Giovanni Willudda in ständigem Kontakt. „Gio“ hat natürlich Trainingspläne erstellt und diese den Spielern per WhatsApp zugeschickt. So konnte sich jeder für sich selbst zuhause im Rahmen der Möglichkeiten fit halten. Wir haben den Spielern auch die eigentlich im Stadion befindlichen Spinning-Räder dafür zur Verfügung gestellt.
Warum beginnt man zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Dauerkartenverkauf, auch im Hinblick darauf, dass ja noch nicht bekannt ist, unter welchen Voraussetzungen die kommende Saison startet?
Wenn wir bei einem Saisonstart im September erst im August mit dem Vorverkauf der Dauerkarten und Superdauerkarten starten würden, dann wäre das zeitlich und organisatorisch gar nicht machbar. Zudem benötigen wir auch über den Sommer hinweg Liquidität: Die meisten deutschen Spieler haben einen 12-Monats-Vertrag und bekommen auch in den Sommermonaten ihr Gehalt, die Geschäftsstelle arbeitet ganz normal weiter und auch die Mietverträge für die etwa 30 Spielerwohnungen laufen das ganze Jahr über. Zur Deckung dieser Fixkosten werden die Einnahmen aus dem Dauerkartenvorverkauf verwendet. Wir in Straubing beginnen ohnehin immer vergleichsweise spät mit dem Dauerkartenvorverkauf, viele Clubs starten damit bereits um Weihnachten herum.
Und das finanzielle Risiko für den Fan bleibt dabei vermutlich ziemlich überschaubar?
Wenn es keine Saison geben sollte, dann bieten wir natürlich eine Rückzahlung an, das wäre allein schon gesetzlich gar nicht anders machbar. Das Geld wird zwar im Moment verwendet, aber wir haben die Gesellschafter im Background. Sollte es zu Einschränkungen im Spielbetrieb kommen, kann das Geld selbstverständlich anteilig zurückerstattet werden, je nachdem wie viele Heimspiele wir bestreiten können. Falls keine Vorbereitungsspiele stattfinden bzw. diese ohne Zuschauer abgehalten werden müssen, entsteht auch kein finanzieller Nachteil für unsere Fans, da als Berechnungsgrundlage für die Dauerkarten immer die Anzahl der Hauptrundenspiele dient und die Vorbereitungsspiele schon immer eine „Zugabe“ darstellen. Falls sich am Modus der kommenden Saison etwas ändert, es also nicht zu einer kompletten Absage der Saison kommt, aber trotzdem keine 26 Hauptrundenheimspiele stattfinden können, bieten wir eine anteilige Rückerstattung an.
Aus welchem Grund wurde dann den Inhabern einer Superdauerkarte das Geld für die beiden Playoff-Heimspiele, die man ja sicher gehabt hätte, nicht zurückerstattet?
Für uns waren die Superdauerkarten und die verkauften Einzeltickets zwei unterschiedliche Positionen: Die Playoff-Einzeltickets waren in den Etatplanungen nicht enthalten, für die Superdauerkarten haben sich die Zuschauer bereits vor der Saison entschieden und dieses Geld war bereits im Etat für die abgelaufene Spielzeit fest eingeplant. Mit diesem Geld haben wir die Mannschaft zusammengestellt und es wäre für uns finanziell nicht möglich gewesen, hier eine Rückzahlung zu leisten, da in diesem Fall ein finanzielles Loch entstanden wäre.
Gibt es Rückerstattungen, falls es einen komprimierten Spielplan mit mehr Spielen unter der Woche gibt?
Es passiert momentan sehr viel im Hintergrund, es werden alle Eventualitäten bedacht und alle möglichen Szenarien abgewogen. Sollte es dazu kommen, dass mehr Spiele unter der Woche stattfinden müssen, um eine bestimmte Anzahl an Hauptrundenspielen erreichen zu können, dann gelten diese Spiele als regulär abgehalten und wir werden hierfür keine Entschädigung leisten können.
Der angesprochene komprimierte Spielplan ist also ein mögliches Szenario unter vielen. Kennt man diese Alternativpläne A, B, C, usw.?
Ja, natürlich kennen wir die. Es werden unterschiedliche Spielpläne erstellt, also zu verschiedenen Startzeiten der Saison. Normalerweise würde es ja am 18. September losgehen, wir könnten aber auch im Oktober, im November oder auch noch Mitte Dezember beginnen, damit wir 52 Hauptrundenspiele hinbekommen und dann auch noch eine vielleicht verkürzte Playoff-Runde spielen könnten. Dann wäre Zeit von Mitte Dezember bis Ende April. Wir in Straubing haben da eine Art „Heimvorteil“, weil wir als Straubing Tigers uns das Eisstadion am Pulverturm zwar natürlich mit anderen Nutzern teilen müssen, jedoch stehen wir hier nicht in Konkurrenz mit anderen Großveranstaltungen oder zum Beispiel Konzerten, wie das in den großen Multifunktions-Arenen der Fall ist. Das ist für diese Clubs und die Hallenbetreiber eine immense Herausforderung.
Ist dann die Länderspielpause im Februar nächsten Jahres überhaupt noch in Planung?
Das ist noch nicht geklärt. Hier laufen Gespräche mit den Vertretern des DEB, der hier natürlich gerne seine Länderspiele abhalten würde, die für den Verband von sehr großer Bedeutung sind. Wir wissen, dass bis zum 31. August keine Großveranstaltungen erlaubt sein werden, sind aber froh, dass es in den vergangenen Tagen beinahe täglich zu Lockerungen der bestehenden Maßnahmen kommt. Wir werden sehen, welche Entscheidungen getroffen werden, wenn der 31. August näher rückt. Geisterspiele machen absolut keinen Sinn, denn wir brauchen die Ticketeinahmen. Die Leitung der Liga versucht derzeit in vielen Gesprächen mit allen Beteiligten, die möglichen Szenarien abzuklären, denn hier müssen viele Rädchen ineinandergreifen. Dies betrifft unter Umständen auch eine Verlängerung der Saison nach hinten, beispielsweise bis Mitte Mai.
Gibt es bereits Pläne hinsichtlich der Durchführung der kommenden Saison im Eisstadion am Pulverturm, beispielsweise im Hinblick auf ein Hygiene- oder Gastronomiekonzept?
Dafür ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh. Wir müssen abwarten, wann wir ein „Go“ bekommen und sobald wir wissen, wann es definitiv losgehen kann, müssen wir uns mit den Einzelheiten konkret auseinandersetzen und ein Konzept entwickeln.
Wie ernst ist die finanzielle Lage bei den Straubing Tigers?
Wir sollten jetzt eigentlich einen Etat für die nächste Saison aufstellen. Wir kennen alle Verträge, die wir geschlossen haben und wissen alle unsere Fixkosten. Man muss in der momentanen Situation alles weitestgehend „auf Sparflamme“ herunterfahren, soweit dies irgendwie möglich ist. Das Ziel aller Beteiligten ist, dass alle Clubs diese Phase überstehen und in der Liga bleiben, daran arbeiten auch die Leitung der Liga und der Aufsichtsrat. Im Moment ist die Situation bei uns sehr ruhig, sowohl im Hinblick auf die laufenden Dauerkartenabonnements, die ja bis zum 15. Mai gekündigt werden müssten, als auch bei unseren Werbepartnern. Alle wollen, dass wir in der kommenden Saison spielen können und wir verspüren hier einen großen Rückhalt Dies beruhigt schon ungemein. An der „Sponsorenfront“ ist es momentan auch ruhig. Wir sind in dieser Hinsicht sehr breit aufgestellt und haben sogar schon einige neue Sponsoren hinzugewinnen können.
Warum wurden die Dauerkartenpreise im Vergleich zur Vorsaison erhöht? Welche Gründe gibt es für die nur sehr moderate Erhöhung um 3%, was in etwa der Inflationsrate und 5 bis 10 Euro bei den Stehplätzen sowie etwa 25 Euro bei den Sitzplätzen entspricht?
Die Gesellschafter beschließen vor jeder Saison in einer Sitzung die Preise und ich denke, dass die 3% gut zu verkraften sind. Wir haben kürzlich eine „nette“ Überraschung erlebt, als der Bescheid der Berufsgenossenschaft für das Jahr 2019 eingegangen ist. Dieser wies eine Beitragserhöhung auf insgesamt 663.000 Euro auf. Aktuell wissen wir auch schon, dass die BG ihre Beiträge für das nächste Jahr erneut um mindestens 120.000 Euro erhöhen wird. Zum Vergleich: Als wir in die DEL gestartet sind, lagen die Beiträge in etwa bei 80.000 Euro. Zu einem Drittel werden diese Kosten durch die aufgetretenen Verletzungen unserer Spieler während der Saison verursacht. Der Rest liegt an Rentenzahlungen, die die Spieler auf Grund von früheren Verletzungen erhalten. Zusätzlich finanziert der Profisport die Verletzungen des Amateursports mit. Natürlich gibt es Bestrebungen, dieses System zu ändern. Schon vor einiger Zeit haben sich Handball, Basketball, Fußball und Eishockey zusammengeschlossen und haben Gespräche mit dem Innenministerium gesucht. Das Ergebnis war ein Zugeständnis, dass die Beiträge anstatt, wie bisher bis zum 15. Mai in einer Summe, diesmal zur Hälfte bis zum 15. Mai und dann in monatlichen Raten bis zum Oktober bezahlt werden können. Diese Option hilft, aber da unsere Gesellschafter die Vorsaison immer zum Saisonende „auf null“ stellen, haben die Straubing Tigers kein Problem damit, diese Zahlung leisten zu müssen, obwohl sie unter dem Strich doch sehr weh tut.
Welche Zahlungsoptionen habe ich beim Erwerb einer Dauerkarte oder Superdauerkarte?
Wir bieten grundsätzlich die Möglichkeit zu zwei Teilzahlungen oder einer Einmalzahlung an. Der Dauerkartenkäufer kann wählen, ob er gleich den gesamten Betrag auf einmal am 01. Juni bezahlen möchte oder in zwei Raten, von denen eine ebenfalls am 01. Juni und die zweite am 01. September fällig wird. Wer aktuell eine Einmalzahlung in seinem Abo enthalten hat, kann dieses bis zum 15. Mai auf das Ratenmodell umstellen.
Aus welchem Grund sind die Heimspiele der Champions Hockey League nicht in den Dauerkarten inkludiert?
Natürlich wünschen wir uns einen oder mehrere möglichst interessante Gegner. Da dies allerdings auch meistens die am weitesten entfernten in Frage kommenden Gegner sind, kommen derzeit noch nicht absehbare Reisekosten auf uns zu. Wir werden aller Voraussicht nach Fliegen müssen und zusätzlich mit dem Bus einen Transfer bewerkstelligen müssen. Die daraus resultierenden Kosten müssen gedeckt und aus den Ticketeinnahmen bei den CHL-Heimspielen bezahlt werden. Wir werden aber allen Dauerkarteninhabern ein Vorkaufsrecht auf die Tickets für die Heimspiele der Champions Hockey League einräumen.
Welche Änderungen und Neuerungen gibt es im Stadion?
Das Fernsehpodest hinter Block F wird erneuert, dabei vergrößert und künftig weiter nach vorne über die obersten beiden Sitzreihen auf der Nordtribüne ragen. Dies bringt allerdings keinerlei Einschränkungen für die Zuschauer mit sich. Beim Treppenaufgang zur Südtribüne war bislang öfter mal ein Fernsehstudio aufgebaut, dieses fällt künftig an dieser Stelle weg, so dass der Zugang zum VIP-Raum oder zur Fangaststätte jederzeit uneingeschränkt möglich ist. Dafür kommt ein neues Regiepodest in die obere Hälfte von Block H, die andere Hälfte wird zukünftig für Sitzplätze genutzt. Seit längerem plant die Stadt Straubing zudem die Installation einer neuen Beleuchtungsanlage, die aber wegen der aktuellen Fertigstellung der neuen Piste aus Zeitgründen in diesem Jahr nicht erfolgen kann.